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Telekom: Gewinn rauf, Umsatz runter

Kunden will das Unternehmen über drastische Preissenkungen halten. Ferngespräche bei der Konkurrenz derzeit schon ab sieben Pfennig die Minute. Auch Preiskampf beim Mobiltelefonieren geht in die nächste Runde  ■ Von Jens Uehlecke

Berlin (taz) – Die Umsätze der Deutschen Telekom stagnieren. Das geht aus den gestern in Bonn vorgestellten Quartalszahlen hervor. Danach ist der Konzernumsatz im dritten Quartal 1998 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nur 0,9 Prozent auf 16,93 Milliarden Mark gestiegen. Ohne die Beträge, die die Telekom im Auftrag anderer Telefongesellschaften bei ihren Kunden abrechnet, lag der Umsatz sogar 0,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Trotzdem konnte der Riese in den drei Monaten einen Konzernüberschuß von 1,09 Milliarden Mark verbuchen, 36 Prozent mehr als ein Jahr vorher. Von Januar bis September betrug der Überschuß 3,04 Milliarden Mark.

Die Ursachen der Stagnation liegen laut Unternehmenssprechern in Verlusten von Marktanteilen bei Fern- und Auslandsgesprächen. Nach Angaben von Mitbewerbern führen etwa neun Prozent der deutschen Bevölkerung zumindest einen Teil ihrer Gespräche über andere Anbieter. Als Reaktion auf die abwandernden Kundenscharen hatte die Telekom bereits im Oktober „aggressive Preismaßnahmen“ angekündigt. Ab 1. Januar sollen die Tarife bis zu 63 Prozent sinken.

Ein Branchenexperte der Westdeutschen Landesbank bewertete diese Ankündigung als entscheidende Wende in der Preispolitik der Telekom.

Sollte die Regulierungsbehörde die Tarifreform genehmigen, gehöre der Ex-Monopolist schlagartig zu den günstigsten Anbietern auf dem deutschen Markt. Erst zur Jahrtausendwende werde sich aber zeigen, wer dem Preiskampf dauerhaft Stand halten könne. Bis dahin werden die meisten der etwa 170 Gesellschaften weiterhin nach Angebotsnischen suchen, um ihre Marktposition zu stärken. Die letzte Runde im Preiskampf hatte die Firma RSL COM (Vorwahl: 01015) eröffnet. In der Nebenzeit zwischen 21 und 8 Uhr kosten Gespräche bei dem Frankfurter Anbieter 7 Pfennige die Minute. Damit dürften auch die letzten Spielräume für Tarifsenkungen ausgereizt sein: Wohnen Anrufer und Angerufener jeweils mehr als 200 Kilometer außerhalb des RSL- COM-Netzes, zahlt das Unternehmen sogar drauf. 7,33 Pfennig müssen die Frankfurter für die „geliehenen“ Netzstrecken an Interconnecting-Gebühren und Umsatzsteuer abführen.

Auch im Mobilfunkbereich wird der Wettbewerb immer härter. Nachdem die großen Mobilfunkanbieter die Tarife für Ortsgespräche um bis zu 63 Prozent hatten purzeln lassen, kündigten sie Anfang November neue Preissenkungen für Privatkunden an: Die Tagestarife sollen noch einmal um etwa ein Drittel sinken. Die letzte Neuerung brachte jetzt D2-Provider Talkline. Die Elmshorner bieten seit einer Woche Mobilfunkverträge mit nur einmonatiger Vertragsbindung an. Bislang mußten D-Netz-Kunden immer Verträge mit zweijähriger Laufzeit unterschreiben. Allerdings werden beim neuen Talkline-Tarif Handykäufe nicht mehr subventioniert.

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