: Nato verteidigt Erstschlag
■ Brüssel wehrt Forderung nach Verzicht ab. Grüne stellen sich hinter Fischers Position
Brüssel/Bonn (rtr/dpa) – Auch bei der Nato ist Bundesaußenminister Joschka Fischer mit seiner Forderung, das Bündnis solle auf einen atomaren Erstschlag verzichten, auf Kritik gestoßen. Über die Nuklearstrategie der Nato entschieden die Mitgliedsstaaten gemeinsam und nicht ein Land, hieß es gestern in Brüssel. Nato-Generalsekretär Javier Solana wollte das Thema bei seinem Treffen mit Fischer gestern abend in Bonn jedoch nicht ansprechen. Zuvor hatten die USA Fischers Vorstoß rundweg abgelehnt und die Erstschlag-Option als wesentlichen Bestandteil der Nato-Strategie bezeichnet. Ex-Außenminister Klaus Kinkel erklärte: „Die Grünen sind in wichtigen außenpolitischen Kernfragen unberechenbar.“ Nicht umsonst habe Verteidigungsminister Scharping in den USA „beschwichtigen und gegensteuern“ müssen.
Führende Grünen-Politiker stellten sich dagegen voll hinter Fischer. Die Verteidigungspolitikerin Angelika Beer sagte im WDR, Fischer habe nichts anderes getan, als die Position der Koalition nach außen zu vertreten. Der außenpolitische Koordinator der Grünen, Christian Sterzing, meinte im NDR, es sei legitim, über die Abschaffung der „veralteten Doktrin“ nachzudenken. In der Frankfurter Rundschau bekräftigte Fischer, die Drohung mit dem Ersteinsatz von Atomwaffen sei auf die Situation in Europa im Kalten Krieg bezogen gewesen. Er nehme aber zur Kenntnis, daß die Atommächte eine Änderung ihrer Haltung ablehnten. Kommentar Seite 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen