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Soundcheck

Gehört: Faithless. Die Dramaturgie ihrer Auftritte ist nichts für schwache Gemüter. Kaum ziehen das Tempo und die Dichte richtig an, da zaubern Faithless schon wieder ein Groove-Loch daher, das man mit schwingendem Unterleib überbrücken muß. Wäre die Euphorie-Dosis im Querschnitt nicht so hoch, man könnte schlechte Laune bekommen. Aber da die Briten uns ja im neuen Katechismus gelehrt haben, daß God der DJ ist, muß man fairerweise zugeben, daß dessen säkulare Werke auch nicht nur Anlaß zur Begeisterung geben.

Das Konzert am Mittwoch in der ausverkauften Großen Freiheit hat da schon mehr zu bieten als ein Jahrhundert voller Kriege, Kapitalismus und Katastrophen: Herz öffnen ohne Blutvergießen und Leute im Jubel leiden mögen, die man am Biertresen noch gerne mit einem Handkantenschlag in Gottes Schlafzimmer befördert hätte. Mit Sunday 8pm hat das inzwischen stattlich angewachsene Ensemble die verschlungenen Pfade zwischen amerikanischem Lied, filmischer Epik und jubilierendem Geradeausmarsch weiter gepflegt und geht damit auch live hoch hinaus. Nicht ganz bis zu Gott, aber gelegentlich doch in die Nähe seiner Aura – auf der unterhaltsamen Seite. Kees Wartburg

Heute, morgen und Sonntag: Staub. Country im Zustand seiner Auflösung: improvisiert, sämig, alles verschlingend. Nicht nur die großen Standards wie „Your Cheatin Heart“, sondern auch Fleetwood Macs „Tell Me Lies“. Staub aus Ulm gehen zu Werke wie Souled American, da darf man sich die Frage stellen: Ist das noch Country oder schon Jazz? Die Herkunft der beschlagenen Musiker gibt keine Auskunft. Die stammen aus Ulm, spielen sonst bei der HipHop-Formation Kinderzimmer Productions oder haben beim Easy-Listening-Ensemble Los Vegas mitgewirkt. Hochgradig interessante Angelegenheit. cbu

Heute: 22 Uhr, Golden Pudel Klub. Morgen: 16 Uhr, Saal II. Sonntag: 22 Uhr, Meanie Bar

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