Doping bleibt Sache des Sports

■ Innenminister Otto Schily outet sich beim DSB-Bundestag als „großer Sportfreund“, bleibt ansonsten aber vor allem unkonkret

Baden-Baden (taz) – Als Draufgänger wie sein Vater, der rote Fliegerbaron, hat sich Manfred von Richthofen (64) in seiner ersten Amtszeit als Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) nicht erwiesen. Bei der angestrebten Fusion mit dem Nationalen Olympischen Komitee hatte sich der Berliner eine blutige Nase geholt, beim gestrigen Auftakt des 25. DSB-Bundestages klang er wieder forsch: „Im vergangenen Wahlkampf sind wir aggressiv an die Parteien herangegangen“, tönte von Richthofen und setzte fort, „von den Gewerkschaften haben wir uns etwas abgeschaut.“

Freilich endete dieser Ansatz eben auch wie die gewerkschaftlichen Tarifverhandlungen seit Jahren: Mehr als Besitzstandswahrung ist für den deutschen Sport nicht drin. Das bestätigte der neue Bundesinnenminister Otto Schily gestern bei seiner mit Spannung erwarteten Rede vor rund 400 Delegierten. Gerne kokettiert die neue Regierung mit dem ehemaligen Fußballer Schröder oder Außenminister Fischer, der mit 50 Jahren noch den Marathon als Hobby entdeckte. Ja, Schily selbst outete sich als „großer Sportfreund, auch wenn ich stets mit Trostpreisen zufrieden sein mußte“. Doch sich als vitalen Politiker verkaufen und den Sport massiv fördern, sind zwei Paar Kickstiefel.

Weil der Sozialdemokrat später als geplant mit dem Hubschrauber eintraf – ihm verzieh Christdemokrat Manfred von Richthofen, während Winfried Hermann, Sportausschuß-Obmann der Grünen, verbal abgestraft wurde: „Der muß noch Pünktlichkeit lernen!“–, gab der Hamburger Innensenator Hartmuth Wrocklage die Stichworte vor. Der Vorsitzende der Konferenz der Sportminister der Länder forderte den Bund auf, trotz der „Zeiten knapper Kassen“ für eine angemessene Finanzausstattung des Sports zu sorgen. „Das Tempo der Entwicklungen müssen wir erhöhen“, hörte „Otti Scholy“, wie sich Wrocklage verhaspelte. Schily stellte klar, daß die Finanzierung auch eine Frage der Länder und Gemeinden sei, „ohne sich dabei gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben“. 1999 solle damit begonnen werden, das Sonderförderprogramm „Goldener Plan Ost“ voranzutreiben, um die dortigen Sportstätten an den „Weststandard heranzuführen“.

Beim mit viel Applaus bedachten Ruf Wrocklages, den Kampf gegen das Doping à la französischer Staat aufzunehmen, fehlte jedoch der für den Sport zuständige Minister noch. Schily wählte auch hier einen im Plenum weniger populären Ansatzpunkt: Erst seien die Sportverbände gefordert. Entstünden aber „Lücken, weil die Mittel des Sports nicht reichen“, sei die „Politik bereit, diese durch ergänzende staatliche Maßnahmen zu schließen“. Die Bundesregierung gedenke das Thema Doping zu einem Schwerpunkt ihrer anstehenden EU-Präsidentschaft zu machen. Das von Österreich eingebrachte Grundsatzprogramm wird im Mai beim Treffen der EU-Sportminister in Paderborn beraten. Immerhin reist Schily im Februar zusammen mit von Richthofen zum Kongreß des Internationalen Olympischen Komitees. Dort möge, so hofft der DSB-Chef, was Doping betrifft, „endlich international mit einer Stimme“ gesprochen werden. Allzu draufgängerisch klang auch das nicht. Hartmut Metz