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Viag verpackt Alusuisse-Lonza

■ Nach monatelangen Verhandlungen einigte sich der Mischkonzern Viag mit dem Schweizer Aluminium- und Verpackungskonzern auf eine Fusion. Bayern will seine Viag-Anteile verkaufen

Berlin (taz/dpa/rtr) – Der neue Industriegigant hat zwar noch keinen Namen, ist aber beschlossen: Bis zum August 1999 wollen sich der deutsche Mischkonzern Viag und die Schweizer Alusuisse-Lonza-Gruppe (Algroup) zusammenschließen, teilten Vertreter der Unternehmen gestern mit. Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in München haben und vom derzeitigen Viag-Chef Wilhelm Simson geführt werden. Als Vize ist der derzeitige Alusuisse-Chef Sergio Marchionne vorgesehen. Nun müssen noch die Aktionäre und die Kartellämter zustimmen.

Beide Unternehmen erklärten, die wichtigsten Aktionäre befürworteten die Fusion. Bei Viag ist das der Freistaat Bayern, der 25,1 Prozent der Anteile hält. Die Algroup gehört zu 11,1 Prozent der BZ-Gruppe des Schweizer Bankiers Martin Ebner und zu zehn Prozent dem deutschen Industriellen August von Finck. Viag-Chef Simson nannte die Fusion einen „Quantensprung im Hinblick auf die Wettbewerbsstellung“. Viag und die Algroup sind die wichtigsten Hersteller von Aluminium für Bau und Verpackungen. In der Aluminiumsparte wäre der neue Konzern weltweit das viertgrößte Unternehmen. Der Zusammenschluß von Produktion, Einkauf, Vertrieb und Marketing soll nach drei Jahren jährlich 570 Millionen Mark einsparen. Die Fusion hingegen koste einmalig nur 400 Millionen Mark. Viag und Algroup haben nach den letzten Bilanzen einen gemeinsamen Umsatz von 53 Milliarden Mark und einen Gewinn von 1,6 Milliarden Mark.

In den Konzernsparten von Viag – Energie, Verpackung, Chemie, Logistik und Telekommunikation – arbeiten 95.000 Menschen. Die Algroup beschäftigt etwa 31.000. In dem neuen Unternehmen sollen 2.500 Stellen abgebaut werden. Sprecher beider Unternehmen teilten mit, das solle „soweit wie möglich“ durch Vorruhestandsregelungen und Fluktuation erreicht werden. Die Schweizer Gewerkschaft Bau und Industrie hat bereits angekündigt, gegen Arbeitsplatzverluste vorzugehen.

Der Fusionsplan sieht vor, daß auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Mai 1999 die Anteilseigner beider Unternehmen ihre Aktien in neue umtauschen. Für eine Viag-Aktie soll es zehn der neuen Gesellschaft geben, für einen der Algroup 21,7. 90 Prozent der Aktionäre müssen ihre Anteile tauschen.

Die Fusion hätte schon vor Monaten bekanntgegeben werden sollen, doch die Schweizer wollten einem Firmensitz in Deutschland nicht zustimmen. Andererseits haben die Schweizer nun eine Konzernzentrale im Euroraum und zudem in dem industriefreundlichen Bayern. Der Freistaat will seine Beteiligung übrigens nun im kommenden Jahr endgültig verkaufen und mit dem Gewinn eine milliardenschwere High-Tech-Offensive finanzieren. rew

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