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Klanglandschaften bereisen

Vor 50 Jahren wurde die musique concrète geboren. Pierre Schaeffer schuf die erste Komposition aus bereits aufgenommenen Geräuschen und technisch konservierten Stimmen. The Ulysses Project, ein elektroakustisches Hörstück des in Kanada lebenden französischen Künstlers Christian Calon, versteht sich als Hommage an Schaeffer und alle anderen Pioniere der akustischen Kunst.

Gesänge künden vom Beginn einer großen Überfahrt, dem Auszug eines zeitgenössischen Odysseus, der Klanglandschaften durchmißt und kartographiert. Sprache, Geräusche und Musik werden durch Schnitt und Montage zu einer radiophonen Komposition. Zu hören sind Autos, Hunde, Atem, Wetternachrichten, Kamerasurren, Frequenzsprünge durch die Radioskala, stotternde Klänge, die in einer Metamorphose zu quietschenden Türen werden. Mehrsprachige Fragmente sind in eingespielte Gesprächsfetzen verwoben. Durch die Zerlegung in kurze Sequenzen sind die Ursprünge der Klänge nahezu unkenntlich gemacht.

Die Stimmkünstlerin Shelley Hirsch wechselt zwischen der Deklamation, dem Ausstoßen vibrierender Worte, die teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerrissen werden, und der Nachahmung elektronischer Effekte. So tritt auch der Hörer tritt eine Reise an, die in eine unbewohnte Welt des Klangs führt, einen künstlichen Raum aus Kopien, Zitaten und Bruchstücken, zu der einzig die Vorstellung eine Brücke schlagen kann. „Von wem werden je diese Worte gehört werden?“ fragt der Erzähler. Hoffentlich von einem großen Radiopublikum. Iris Drögekamp

Ursendung: Nacht von Donnerstag auf Freitag, den 4. Dezember, 0.05 Uhr, DeutschlandRadio Berlin auf 89,1 MHz

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