: Gauck bleibt beliebt
■ Das Interesse an den Stasi-Akten ist ungebrochen, bei Westlern nimmt es sogar zu
Das Interesse an Einsicht in die Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ist ungebrochen. Der große Ansturm ist vorbei, doch der Gauck-Behörde kommen im Monat noch immer rund 10.000 Anträge auf den Tisch, in denen Privatpersonen um Auskunft nachsuchen. Und die Zahl der Anträge steigt sofort um das Dreifache, sobald ein Politiker öffentlich die Schließung der Stasi- Archive fordert.
Wie die Gauck-Behörde nun erklärte, wurde seit 1992 insgesamt 1,48 Millionen Male der Wunsch auf Akteneinsicht geäußert. Bis Ende Oktober dieses Jahres wurden 1,25 Millionen Anträge bearbeitet. Dabei beobachten die Mitarbeiter der Behörde einen neuen Trend. Zunehmend wollen auch Westdeutsche wissen, ob sie bespitzelt wurden. Außerdem stellen viele Ostdeutsche einen sogenannten Nachfolgeantrag. Aufgrund der unzureichenden Erschließung des Materials wurden Auskünfte anfangs vielfach nur unter Vorbehalt erteilt. Heutzutage können die Gauck-Mitarbeiter mit großer Sicherheit sagen, ob die Stasi über den Antragsteller eine Akte geführt hat.
Außerdem hat die Gauck-Behörde 2,52 Millionen Anträge erhalten, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, der Privatwirtschaft sowie von Parteien und Verbänden auf eine frühere Verstrickung mit der Stasi zu überprüfen. Allerdings ist von dieser gesetzlich eingeräumten Möglichkeit nach Angaben der Gauck-Behörde sehr unterschiedlich Gebrauch gemacht worden.
Zumeist wurden öffentlich Bedienstete in Ostdeutschland „durchleuchtet“. Während jedoch einige Länder fast alle Staatsdiener mit DDR-Lebenslauf „unter die Lupe“ nehmen ließen, begnügten sich andere mit der Überprüfung von Führungskräften. In der Wirtschaft oder im Sport können Auskünfte ohnehin nur über leitende Mitarbeiter eingeholt werden. Inzwischen hat die Gauck-Behörde 2,3 Millionen Überprüfungsanträge erledigt. ADN/taz
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