: Briefbombenserie gegen australische Beamte
■ 25 professionell gefertigte Briefbomben versetzen Canberras Finanzbeamte in Angst
Berlin (taz) – Nach der Explosion einer Briefbombe in Canberra hat die Polizei gestern in der australischen Hauptstadt, in Sydney sowie in Melbourne weitere 24 Briefbomben gefunden. Bei der Explosion in Canberras Postverteilzentrum Fyshwick waren gestern früh kurz nach Mitternacht zwei Postangestellte nur leicht verletzt worden. Der Sachschaden war erheblich. Bei der Durchsuchung des Briefzentrums mit Spürhunden stellte die Polizei weitere 21 Briefbomben sicher, drei weitere konnten bei ihren Adressaten zu Hause entschärft werden.
Die 25 Sprengsätze waren in weißen Briefen versteckt und glichen Umschlägen zur Verschickung von Computerdisketten. Sie waren alle an die Privatanschriften von Beamten adressiert. Inzwischen fahndet die Polizei nach einem 43jährigen Mann aus der Region Canberra, der unter dringendem Tatverdacht steht, wie die Zeitung Sydney Morning Herald in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. Die Briefbomben richteten sich mehrheitlich an gegenwärtige oder frühere Finanzbeamte in Canberra. Die Polizei hat inzwischen alle 17.000 Finanzbeamten des Landes gewarnt. Die Zustellung von Briefen und Paketen aus Canberra verzögert sich jetzt wegen der Durchleuchtung um mindestens 24 Stunden. Bereits gestern wurden in Canberra eine Million Sendungen überprüft.
Die Bundespolizei bezeichnet die Bomben als „professionell“ gefertigt und vermutet, daß sie nach einer im Internet verfügbaren Anleitung gebaut wurden. Die Sicherheitsbehörden schließen einen politischen oder terroristischen Hintergrund aus und gehen von einem Einzeltäter aus, der Streit mit dem Finanzamt hat. Allerdings gehören zu den Adressaten auch eine hohe Beamtin des Commenwealth, deren Privatadresse nicht öffentlich zugänglich war. Sie soll sich inzwischen an einem unbekannten Ort versteckt halten. Zwei weitere Bomben waren an eine Ex-Mitarbeiterin der Menschenrechtskommission und einen Mitarbeiter der Kommission für geschlechtliche Gleichstellung adressiert.
Die Briefbombenserie ist die bisher größte in Australien. 1975 explodierte ein Sprengsatz im Büro des Ministerpräsidenten von Queensland. Im gleichen Jahr adressierten zwei Schüler eine Briefbombe an den damaligen Premierminister John Fraser, die rechtzeitig entdeckt werden konnte. 1994 starb in Adelaide ein Polizist bei der Explosion einer an ihn adressierten Bombe, die bei Kontrollen unentdeckt geblieben war. Sven Hansen
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