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Schöne neue, pünktliche Welt der Bahn

■ Notprogramm soll Züge schneller und Kunden zufriedener machen

Berlin (taz) – Baustellen auf der Strecke sollen kein Grund mehr für Verspätungen sein. Kommt es doch mal zu Verzögerungen, werden die Reisenden „zeitnah und nachvollziehbar“ über die Panne informiert, ebenso ihre Verwandten, die am Bahnhof warten. 150 neue „Pünktlichkeits- und Info- Manager“ leiten die Informationen über Störungen schnell an die Zentrale weiter. Wer schließlich doch in einem verspäteten Zug sitzt, kann auf einen Reisegutschein über 50 Mark hoffen.

So sieht die schöne neue Welt der Bahn aus, die die momentanen Probleme um verspätete Züge und verprellte Kunden vergessen machen soll. Das Sofortprogramm „Fitness 99“ für den Fernverkehr wurde gestern von Bahnchef Johannes Ludewig vorgestellt. Oberstes Ziel ist es, die Züge wieder pünktlich fahren zu lassen und die Kunden wieder durch mehr Verläßlichkeit im Betrieb und durch Service zufriedenzustellen.

Das ist auch dringend nötig. Denn die erste „Pünktlichkeitsinitiative“ aus dem letzten Jahr war ein Fehlschlag. Ludewig hatte verkündet, daß statt 10 Prozent der Züge nur noch 5 Prozent verspätet sein sollten. Doch seit dem ICE- Unglück von Eschede vor einem halben Jahr ist die Bahn aus dem Gleis. Inzwischen sind 15 Prozent der Verbindungen unpünktlich. Die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GDED) ist denn auch skeptisch, ob die neue Pünktlichkeit bei weiter ungebremstem Stellenabbau im Konzern überhaupt machbar ist.

Außer den Kunden im Fernverkehr merken auch die Passagiere in den S-Bahnen den Mangel an Pünktlichkeit. Bei den Nahverkehrsanbietern häufen sich die Beschwerden, klagt zum Beispiel der Münchner Verkehrs Verbund MVV. Die bayerische Regierung denkt laut darüber nach, bei weiterhin schlechtem Service auf der Schiene das Geld für die Beförderungsleistung der Bahn zu kürzen. Und der Verkehrsverbund Rhein- Ruhr geht sogar noch einen Schritt weiter: Weil die Züge allzuoft unpünktlich fahren oder ganz ausfallen, hält der VRR neun Millionen Mark zurück, die die Bahn im Dezember bekommen sollte – „um Druck zu machen“, meint VRR- Sprecher Diethard Blombach. „Schließlich drohen uns immer mehr Kunden schon mit Abokündigungen oder mit Kürzung der Zahlung.“ Bernhard Pötter

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