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Warnung vor der Wirtschaftskrise

■ Die Weltbank fordert von Europa, den USA und Japan mehr Wachstumsförderung, um eine globale Krise abzuwenden

Berlin/Washington (taz/dpa) – Die Gefahr einer weltweiten Wirtschaftskrise ist laut Weltbank noch nicht gebannt. Die Gründe dafür lägen vor allem in den Finanzkrisen in Asien und Rußland. „Was in der Erwartung vieler nicht mehr als eine kurze Irritation war“, sagte Chefökonom Joseph Stiglitz bei der Vorstellung des Jahresberichts 1998, „hat sich zu einer erheblichen Bedrohung für die Stabilität der Weltwirtschaft entwickelt.“

Das Wachstum habe sich im Vergleich zu 1997 halbiert, scheibt die Weltbank in dem am Mittwoch abend veröffentlichten Bericht. Derzeit liege es gerade noch bei 1,8 Prozent. Ohne die USA, die mit einem Plus von 3,5 Prozent als Zugpferd gelten können, wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen. Besonders schlimm trifft es die Armen: Während die Entwicklungsländer im vergangenen Jahr noch Wachstumsraten von mehr als drei Prozent verzeichneten, geht der Trend nun in die entgegengesetzte Richtung. 1998 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt der armen Länder um im Schnitt 0,4 Prozent.

Nun liege es an den führenden Industrieländern, die Wirtschaft anzukurbeln, heißt es in dem Bericht. Mit Japans Konjunkturprogramm sowie den Zinssenkungen in den USA und einigen europäischen Ländern seien erste wichtige Schritte getan. Gestern folgten sechs weitere europäische Banken mit Zinssenkungen.

Die Weltbanker rechnen jedoch 1999 nur mit kleinen Besserungen. Nach ihrer Prognose müssen sich die asiatischen Krisenländer Indonesien, Süd-Korea, Malaysia, Philippinen und Thailand mit Minizuwächsen von höchstens 0,1 Prozent begnügen. Solange nicht klar sei, ob Japans Reformen Erfolg haben, bleibe die wirtschaftliche Situation in der Region unsicher.

Global gesehen rechnet die Weltbank 1999 mit einem Plus von 1,9 Prozent. Allerdings hatten die Weltbank wie auch andere internationale Organisationen dieses Jahr schon mehrfach ihre Prognosen immer wieder nach unten korrigieren müssen. Deshalb schränkten sie ihre Vorhersage ein: Das Wachstum könne nur erreicht werden, wenn die Aktienkurse in den USA stabil bleiben, wenn sich die ehemaligen asiatischen Tigerstaaten und Rußland wieder aufrappeln und wenn die reichen Länder weiter Gelder in die Entwicklungsländer fließen lassen.

Wie wichtig dieser Finanztransfer ist, zeigt sich am jüngsten Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds für Brasilien. Insgesamt 41 Milliarden Dollar sollen in den nächsten drei Jahren in das Land gepumpt werden. Die Geberländer hoffen, damit einen Wirtschaftskollaps in Lateinamerika verhindern zu können. 18 Milliarden Dollar wurden gestern bereits freigegeben. Wie schlecht es Brasilien geht, beschreibt auch die Welthandelsorganisation WTO in ihrem jüngsten Jahresbericht. Demnach sind die Warenimporte in der größten Wirtschaftsnation Südamerikas 1998 um fünf Prozent geschrumpft. Im Jahr zuvor hatte es noch zweistellige Zuwachsraten gegeben. Kathrin Gerewitz

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