: Meisterlich wirtschaften
Mit einem innovativen Baukastenmodell will die Volkshochschule Norderstedt zur „MeisterIn der Hauswirtschaft“ qualifizieren ■ Von Judith Weber
Für die Zeit, in der sie sich zu Hause um ihre Kinder kümmerte, hat Isabel Schmitz einen Gesellenbrief bekommen. „Hauswirtschafterin“ darf sie sich nennen, wie jeder, der sechs Jahre lang einen eigenen Haushalt geführt und im Anschluß daran eine Prüfung abgelegt hat. Nun will die 35jährige ihren Meister machen – weil sich dieser Titel im Lebenslauf besser ausnimmt als nur die schlichte Bemerkung „1992 bis 1996: Erziehungsurlaub“.
„Besonders Frauen mit hohem Bildungsstandard nutzen die Möglichkeit, ihrer Arbeit zu Hause so eine andere Qualität zu geben“, weiß Doris Eggers-Maack von der Volkshochschule (VHS) Norderstedt. Der Titel „Meister der Hauswirtschaft“ sei daher – entgegen dem Klischee – nicht nur attraktiv für Frauen und Männer, die sowieso schon in Kinderheimen oder Internaten Wäsche waschen und den Betrieb organisieren oder in privaten Haushalten angestellt sind.
Die Norderstedter VHS will es jenen, die schon einen Gesellenbrief als HauswirtschafterIn haben, künftig leichter machen, auch noch die Meisterprüfung zu bestehen: Statt wie bisher einmal wöchentlich zur Berufsschule zu gehen, sieben Stunden am Stück und das drei Jahre lang, können die Frauen und Männer die MeisterInnenkurse in sogenannten Modulen absolvieren – an 25 Wochenenden und drei einwöchigen Kursen, für die berufstätige InteressentInnen ihren Bildungsurlaub nutzen können.
„Es ist das erste Mal, daß die Meistervorbereitung in diesem Beruf so organisiert wird“, erklärt Elfriede Schröder von der Schleswig-Holsteinischen Landes-Arbeitsgemeinschaft für hauswirtschaftliche Bildung (LHB). In Hamburg wird bisher nur das herkömmliche Berufsschulsystem praktiziert; ob im kommenden Jahr überhaupt ein Kurs zustandekommt, ist noch unklar.
Zwar können Frauen und Männer aus der Hansestadt jederzeit Kurse in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein besuchen. Doch die Anfahrtswege, die jede Woche zu bewältigen sind, nehmen so noch mehr Zeit in Anspruch. Das ist sowohl für Berufstätige ein Problem, denn sie sind im Betrieb oft schwer abkömmlich. Und für TeilnehmerInnen aus Privathaushalten ist ein voller Berufsschultag ebenfalls schwer einzuplanen, wenn niemand anders die Kinder versorgen kann. „Unser Angebot ist da kundenfreundlicher“, hofft Eggers-Maack.
Das neue System macht es zudem leichter, die abschließende Prüfung zu bestehen. Bisher wurden alle Inhalte der Weiterbildung am Ende der drei Jahre gesammelt abgefragt – ein riesiger Batzen aus Berufs- und Arbeitspädagogik, Ernährungslehre, Rechnungswesen und Hauspflege. Nun gibt es statt einer Prüfung vier. „Wenn die Kurse zu einem Themengebiet abgeschlossen sind, wird das Wissen abgefragt“, erklärt Elfriede Schröder. Also kein wochenfüllendes Pauken mehr, statt dessen viermal frisch Gelerntes wiederholen.
„Wir rechnen fest damit, daß dieses Angebot auf großes Interesse stößt“, ist Eggers-Maack optimistisch. Mit männlichen Bewerbern rechnet sie allerdings nicht: „Hauswirtschaft ist leider immer noch ein typischer Frauenberuf.“ In ganz Schleswig-Holstein gibt es nur einen Mann, der jemals die Meisterprüfung abgelegt hat.
Infoabend in der Volkshochschule Norderstedt am 14. Dezember, 18 Uhr, Rathausallee 50, Informationen unter Tel.: 040/535 95-900.
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