: Ingrid Stahmer mag weder Kokain noch Canabis
■ Senatorin sieht Drogenwelle auf die Stadt zurollen. Ablehnung sogenannter „Fixerstuben“
Kokain könnte nach Einschätzung von Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) in den kommenden Jahren zu einem immer größeren Problem werden. „Wenn wir eine neue Drogenepidemie bekommen, dann wird es vor allem Kokain sein“, sagte Stahmer gestern. Die Preise seien gesunken, sagte der Senatorin. Sie äußerte die Befürchtung, daß der Mittelstand die Droge für sich entdecken könnte.
Unter den in diesem Jahr bislang registrierten Drogentoten seien 52 Abhängige gewesen, bei denen auch Kokain im Zusammenwirken mit Heroin für die tödliche Überdosis verantwortlich war. „Fünf Menschen starben ausschließlich am Konsum von Kokain“, sagte die SPD-Politikerin. Bis zum 31. Oktober dieses Jahres gab es mit 139 Drogentoten acht mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
„Kokain wird zur Straßendroge“, erläuterte Stahmer. Zugenommen habe auch der Mißbrauch synthetischer Drogen. „Insbesondere sehr junge Menschen konsumieren zunehmend Amphetamine und Ecstasy“, sagte Stahmer. Auch Methadon habe beim Mischkonsum an Bedeutung gewonnen. „Die gelockerte Verschreibungspraxis hat sich negativ ausgewirkt“, kritisierte Stahmer. Der Ersatzstoff werde in zu großen Mengen konsumiert oder tauche auf dem Schwarzmarkt auf, da die Abhängigen den Stoff oftmals gleich für eine ganze Woche erhalten könnten.
Die Zahl der Opiatkonsumenten sei rückläufig. Mit maximal 8.000 Opiatabhängigen nehme Berlin im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten den letzten Platz ein. Gemessen an der Relation zur Bevölkerungszahl hätten zum Beispiel Köln, Hamburg oder Frankfurt/ Main weitaus mehr Opiatabhängige, betonte die Senatorin.
Die Einrichtung sogenannter Fixerstuben lehnte sie erneut ab, ebenso eine Legalisierung weicher Drogen wie Canabis. „Die Ausgangslage Berlins für ,Fixerstuben‘ ist eine andere als in Frankfurt oder Hamburg mit offenen Drogenszenen größeren Ausmaßes“, sagte die Politikerin. Zudem würden mit den Berliner Hilfsangeboten über 90 Prozent auch der stark verelendeten Drogensüchtigen erreicht. dpa/taz
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