■ Querspalte: Männer-Tage
Haben Sie manchmal auch Ihren Heute-mache-ich-mich- zum-kompletten-Volltrottel-Tag? Neulich kaufe ich eine Rolle Faxpapier und stelle zu Hause fest, daß sie zu lang für das Gerät ist. Nach einem genialen Geistesblitz beschließe ich: Die Faxrolle wird gekürzt. Nur hatte ich keine Säge zur Hand. Haben Sie schon mal versucht, eine Papierrolle mit einem Brotmesser durchzusägen? 25 Minuten später gebe ich auf und werfe das zerquetschte Papierbündel wütend in die Tonne. Stehe schon gestiefelt und gespornt in der Haustür, als mich ein wirklich genialer Geistesblitz durchzuckt. Wie wäre es, in die Bedienungsanleitung zu sehen? Man muß nur einen kleinen Zapfen im Faxpapierschacht bewegen, dann paßt jede Rolle hinein. Wenn Männer ihre Tage haben...
Seine speziellen Tage hatte vergangene Woche auch der SPD-Fraktionsvorsitzende von Dortmund, Franz-Josef Drabig. Was für Berlin die Kurfürsten- ist für Dortmund die Bornstraße: der Straßenstrich. Am Abend fährt Drabig dort entlang und nimmt eine junge Dame mit, wird kurz darauf bei einer Verkehrskontrolle von einer Polizeistreife gestoppt und nebenbei informiert, daß eine stadtbekannte Prostituierte an seiner Seite sitzt. Nur damit kein Mißverständnis aufkommt – grundsätzlich gilt auch für Politiker: Wer was wem wo hineinsteckt, ist selbstverständlich Privatsache der Beteiligten. Doch Drabig soll in dieser Woche zum neuen Oberbürgermeister von Dortmund gewählt werden. Prompt hatte er, nachdem die Provinzaffäre an die Öffentlichkeit gelangte, nichts Besseres zu tun, als jedem Fernsehreporter in die Kamera zu erklären: Er habe eine anständig gekleidete Anhalterin mitgenommen und sich mit ihr „züchtig über den Unterschied zwischen Stadt und Land unterhalten“. Eine Tramperin auf dem Strich? Ist der Mann verklemmt oder nur gutherzig oder doch so naiv, daß er den Straßenstrich nicht kennt? Ist Drabig dann der richtige OB für Dortmund? Oder hatte er nur seine Tage? Bitte in der Bedienungsanleitung für SPD-Männer nachsehen. Michael Ringel
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