: Büros zu vermieten
■ In Berlin stehen 1,6 Millionen Quadratmeter Büroflächen leer und immer neue kommen hinzu. Senat sieht aber keine Anzeichen für Crash
Für Unternehmen, die in Berlin Büroräume suchen, bleibt die Hauptstadt das Eldorado für Büroflächen. Die Mieten der Anbieter purzeln weiter in den Keller, weil das Angebot deutlich die Nachfrage übersteigt. Zugleich werden neue Dienstleistungsgebäude en masse hochgezogen. Die Auswahl sowohl „in guten Lagen“ in der Mitte als auch an der Peripherie der Stadt ist enorm. Umgekehrt bedeutet dies, daß der Markt für Büroimmobilien in Berlin von hohen Leerstandsraten gekennzeichnet ist. Projektentwickler und Makler suchen händeringend nach Mietern.
Im neuesten „Büroflächenbericht“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wird dieser Zustand bestätigt und der Hauptstadt ein schlechtes Zeugnis der Marktlage ausgestellt. Die Tendenz, so der Bericht, weist aber auch in Richtung Verbesserung.
So bildet Berlin mit 570.000 Bürobeschäftigten zwar die größte Dienstleistungsstadt der Republik. Dennoch stehen zur Zeit cira 1,6 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer; rund 200.000 Quadratmeter mehr als noch im vergangenen Jahr. Nach Ansicht von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) werden in den kommenden Jahren zu den bestehenden insgesamt 17 Millionen Quadratmeter Büroimmobilien noch einmal rund 5 Millionen hinzukommen.
Als Alarmzeichen wertet Strieder dies aber nicht: „Berlin hat eine hervorragende Ausgangslage. Die Vielzahl der Unternehmen, die durch den Umzug der Bundesregierung in der Stadt präsent sein wollen, verstärkt sich.“ Außerdem förderten die niedrigen Mieten und das Angebot neuer moderner Bürobauten die Entwicklung und Ansiedlung „innovativer und technologieorientierter Firmen“. Insbesondere durch „urbane Ia-Lagen“ wie in Berlin-Mitte oder am Potsdamer Platz könne der „Flächenüberhang“ abgebaut werden. Problematischer bleibe es hingegen in der einst dominanten City- West oder in den Außenbezirken.
Weniger euphorisch als Strieder beurteilen internationale Makler und die örtliche IHK den Flächenmarkt in der Stadt. Während die britischen Unternehmensberater Jones Lang Wootton die fehlende Produktivität der hauptstädtischen Wirtschaft als Manko für einen schnellen Auftrieb im Büroflächenmarkt ausmachen, konstatiert IHK-Geschäftsführer Thomas Hertz gravierende Fehlplanungen und -einschätzungen von Investoren. Hertz: „Hart betroffen sind vor allem Büroflächen an schwer erreichbaren Standorten und Büroflächen, die modernen Standards nicht genügen.“ Für diese Büroflächen an der Peripherie sei „die Vermietung besonders schwierig“. Ein dauernder Leerstand sei vorprogrammiert.
Silberstreifen am Horizont machte Hertz, ebenso wie Strieder, aber auch in den repräsentativen Innenstadtbezirken aus. 450.000 Quadratmeter seien dort in den vergangenen Jahren zusätzlich vermietet worden. Hertz: „Berlin füllt sich von der Mitte aus“, für Objekte wie etwa die Börse und das Ludwig-Erhard-Haus oder am Gendarmenmarkt bestünden kaum Vermietungsschwierigkeiten. Dort müßten die Mieter heute etwa zwischen 40 und 70 Mark pro Quadratmeter zahlen. Kalkuliert hatten die Bauherren einstmals rund 100 Mark pro Quadratmeter. Rolf Lautenschläger
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