: Furcht und Hoffnung
■ Frischer Wind oder Sparkommissar: Reaktionen auf den neuen Polizeichef
Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) hat gestern offiziell den Verwaltungschef der TU Harburg, Justus Woydt, als Kandidaten für das Amt des Polizeipräsidenten benannt. „Ich schätze Herrn Woydt als außergewöhnlich qualifizierten Kenner Hamburgs und der Hamburgischen Verwaltung“, begründete er seine bereits am Vortag bekanntgewordene Entscheidung. Woydt teilte mit, daß er gerne als Kandidat zur Verfügung stehe, sich aber bis zur endgültigen Entscheidung der Innendeputation nicht öffentlich äußern werde.
Während Wrocklage die hohe Kompetenz des 60jährigen Juristen im Verwaltungsmanagement hervorhob, zeigte sich die CDU enttäuscht von der überraschenden Personalentscheidung. „Ich fürchte, daß der Innensenator lediglich einen Sparkommissar gesucht und gefunden hat, der weitere Ein-sparungen bei der Polizei durchsetzen soll“, erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU, Heino Vahldieck. Der Polizeipräsident sollte politischer Beamter sein, präsentiert werde ein Verwalter.
Die Polizeigewerkschaften äußerten sich zurückhaltend. „Der neue Polizeipräsident muß sich seiner Aufgabe bewußt sein, daß er nicht der verlängerte Arm eines Sparkommissars werden darf und die Polizei auch nicht mit der allgemeinen Verwaltung vergleichbar ist“, erklärte der Hamburger Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. „Man muß jedem eine Chance geben“, meinte dagegen Frank Schöndube vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Und Konrad Freiberg von der Gewerkschaft der Polizei hofft, daß Woydt ein Polizeipräsident wird, der im Bereich der Inneren Sicherheit für die Stadt etwas erreicht.
Die GAL begrüßte unterdessen Wrocklages Personalentscheidung als sorgfältig abgewogen. Die umfangreichen Verwaltungskenntnisse Woydts seien ein dickes Plus. Woydt eile der Ruf eines aufrechten und liberalen Demokraten voraus, erklärte der innenpolitische Sprecher der GAL, Manfred Mahr. „Die Polizei kann frischen Wind gebrauchen.“
Am 17. Dezember soll die Innendeputation über Wrocklages Personalvorschlag entscheiden. Der Senator zeigte sich zuversichtlich, daß Woydt schon im Januar 1999 sein Amt antreten könne. pm/dpa
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