: Hansestadt Mahagoni
Robin Wood enthüllt: In Hamburg wird in öffentlichen Gebäuden immer noch Tropenholz verbaut – entgegen einem Senatsbeschluß ■ Von Kai von Appen
Dreizehn AktivistInnen der Umweltschutzorganisation Robin Wood luden gestern zu einer Tatortbesichtigung der besonderen Art: Mit einem acht mal sechs Meter großen Transparent und einem überdimensionalen Plastikbaumstamm blockierten sie den Eingang zur Hindenburgkaserne in Hamburg-Alsterdorf.
Denn trotz eines Senatsbeschlusses vom Dezember 1996, in dem sich Hamburg verpflichtet, keine Tropenhölzer in öffentlichen Gebäuden zu verwenden, verbaut die Stadt das Holz weiterhin. Bei der Renovierung der Hindenburgkaserne wurden 120 Sprossenholzfenster aus afrikanischem Sipo-Mahagoni eingebaut. „Das Tropenholz stammt aus Raubbau“, prangerte Robin-Wood-Sprecherin Ute Bertrand an. Sie forderte den Senat auf, sofort alle Baumaßnahmen mit Holz aus Regenwäldern zu stoppen.
Recherchen von Robin Wood bei 30 Behörden und öffentlichen Unternehmen belegen außerdem, daß auch in fünf weiteren Fällen tropische Hölzer verwandt wurden. Dabei handelt es sich nach Angaben der Umweltschutzorganisation um die Schulen Carl-Cohn-Straße (150 Fenster) und Griesstraße (540 Fenster), die Feuerwache Alsterkrugchaussee (25 Fenster) sowie Gebäude in der Glacischaussee und in der Notunterkunft Mendelstraße.
Im Fall der denkmalgeschützten Hindenburgkaserne wird der Einbau von Mahagoni-Fenstern vom Baudezernenten des Bezirks Nord, Henning Bieger, mit „Materialeinheitlichkeit“ begründet. Da die Instandsetzung bereits früher begonnen habe, müßte „die bisher eingebaute Holzart wieder verwendet werden“.
Für die anderen öffentlichen Gebäude legten die Behörden zwar Bescheinigungen der Importeure vor, doch handelte es sich nach Auffassung Robin Woods um Pseudo-Zertifikate, die sich die Holzhändler selbst ausstellen. In keinem Fall hätten die Zertifikate dem Gütesiegel des Weltforstwirtschaftsrates „Forest Stewardship Council“ (FSC) in Mexiko entsprochen.
Das „FSC-Gütesiegel“ des „Holz TÜV“ garantiert, daß das Tropenholz aus nachhaltiger ökologischer Forstwirtschaft stammt. „Der Senat verhält sich wie ein unbelehrbarer Wiederholungstäter“, monierte Tropenholzexperte Christoph Meyer von Robin Wood. „Immer wieder steckt er öffentliche Gelder in das schmutzige Geschäft mit Raubbauholz.“
Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) erklärte, es sei sehr ärgerlich, daß der Senatsbeschluß „nicht überall umgesetzt wird“. Er werde daher im Senat auf „die konsequente Einhaltung“ drängen. Um die Verwendung falscher Zertifikate zu vermeiden, will Porschke dafür sorgen, daß die Zertifikate künftig von Forstfachleuten der Umweltbehörde geprüft werden.
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