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Rubinrote Werke

Als der Rowohlt Verlag Rita Mae Browns Erstlingsroman, Rubinroter Dschungel, 1978 auf deutsch veröffentlichte, war das mutig, ging es hier doch nicht um unterdrückte Mütter und betrogene Töchter, sondern um starke Frauen, lustvollen Sex und diverse andere Unsittlichkeiten.

Nur daß die Übersetzung von Barbara Scriba-Sethe schamhaft von Lesbierinnen spricht, will nicht so recht zum sonst so freizügigen Sound der Geschichte passen.

Auch in ihrer zweiten Erzählung, Jacke wie Hose, mit der Brown ihrer Mutter und ihrer Tante ein literarisches Denkmal setzte, wird nicht mit Gags ge-

spart. Hinter der humorigen Geschichte des Schwesternpaares verhandelt die Autorin allerdings ernsthaft die Südstaatengesellschaft der ersten Jahrhunderthälfte: Der amerikanische Traum wird freilich aus Frauensicht erzählt.

Mit Wie du mir, so ich dir perfektionierte Brown diesen Stil. In Montgomery, Alabama, leben

die sozialen Schichten Haus an Haus, und die Geschlechter suchen und finden ihr Vergnügen über alle Rassen- und Klassenschranken hinweg. Dabei gerät so manches durcheinander – vor allem Sitte und Anstand.

Wer vermutet, daß eine der Protagonistinnen in Die Tennisspielerin Martina heißt, wird enttäuscht. Der Schlüsselroman

über die Beziehung zwischen Martina Navratilova und Rita Mae Brown taugt weder als Rachewerk einer enttäuschten Geliebten noch als ergiebige Klatschkolumne.

Trotzdem fand das eher belanglose Werk sein Publikum – waren wir doch alle schwer beeindruckt, daß die gekränkte Rita ihrer Ex-Geliebten zum

Abschied die Heckscheibe ihres Sportwagens zerschoß.

Die Enthüllung, daß die einzig wahre Geliebte einer Lesbe ihre Katze ist, hat Browns Katzenkrimi-Reihe vor allem hierzulande eine sehr treue Fangemeinde beschert. Was diese an den anthropomorphen Abenteuern von Sneaky Pie Brown findet, bleibt allerdings ein Mysterium.

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