: Geschichtssuche
■ Der Holocaust im Samstagabend-Krimi: "Rosa Roth" ermittelt in Israel (20.15 Uhr, ZDF)
Taugt der Holocaust, genauer gesagt: die Rolle der ganz „normalen“ Deutschen, der rechtschaffenen Rädchen im Getriebe, als Thema für einen „Samstagabend-Krimi“? In der Folge „Jerusalem oder die Reise in den Tod“ der ZDF-Reihe „Rosa Roth“ drehen sich die Ermittlungen von Iris Berben am Samstag ausgerechnet um dieses Thema. Und gerade weil sich der Film der Mittel des populären Genres bedient, ist das Wagnis gelungen.
Iris Berben und Regisseur Carlo Rola verwendeten auch erklärtermaßen viel Herzblut darauf. Die Kommissarin ist hier zwar Leit-, aber nicht Hauptfigur, weniger „Ermittlerin“ denn Moderatorin, sie stellt Fragen, aber sie verhört nicht, sie hört zu, aber sie urteilt nicht. Die Köpfe des Krimi-Publikums kriegen einiges zu tun: Sie müssen sich befassen, müssen selber Antworten finden.
Rosa Roth reist aus privaten Gründen nach Jerusalem – ihre Freundin Naomi heiratet. Zufällig ist im gleichen Flugzeug unter Leitung des Pfarrers Ries (Oliver Stern) auch eine Gruppe beflissener deutscher Bildungsbürger nach Israel unterwegs. Sie steigt im gleichen Hotel in der Jerusalemer Altstadt ab. Der Gruppe gehören auch zwei alte Männer (Peter Roggisch, Traugott Buhre) an, deren wahre Reisegründe in ihrer Vergangenheit während der Nazizeit liegen. Und beide verhalten sich – jeder auf seine Weise – zunächst merkwürdig, beide finden dann den Tod.
Dazu gesellt sich die – von Rosemarie Fendel beeindruckend gespielte – zickige Ehefrau des einen, die typische Verdrängungshaltung verkörpernd: Ihr Mann, einst Lokführer, habe „immer nur seine Arbeit getan“ – auch als er Züge mit Juden nach Flossenbürg fuhr.
Schließlich ist da der junge Theo Wandres (Jan Josef Liefers), der akribisch hinter solchen „Normal“-Tätern herrecherchiert, sie zum Reden bringt und nicht mehr aus den Augen läßt. „Als Theoretiker, der damals nicht gelebt hat“, bezeichnet er sich, der „zu irgendeiner schlüssigen Ordnung vordringen“ wolle, um sich die Geschichte zu erklären und das Handeln der Menschen. „Was ist die Alternative?“ fragt er.
Antworten sind nicht leicht zu bekommen. Rosa Roth findet nur Hinweise – unter anderem bei einem, der damals entkommen konnte. Ulla Küspert
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