: Frankreichs Rechte zerfleischt sich
■ Der Chef der Front National, Le Pen, kündigt seinem Erzrivalen Megret den Kampf an. Der will nicht vor einem Disziplinarausschuß erscheinen. Um einen Sonderparteitag wird gestritten
Paris (AFP) – Der Führungsstreit in der rechtsradikalen französischen Partei Front National (FN) hat am Wochenende immer härtere Züge angenommen. Parteichef Jean-Marie Le Pen kündigte seinem Rivalen Bruno Megret am Freitag abend bei einer FN-Veranstaltung in der ostfranzösischen Stadt Metz einen Kampf bis aufs Messer an. Er verglich sich selbst mit Cäsar und den bisherigen FN-Chefideologen mit Brutus. „Im Unterschied zu Cäsar werde ich aber mein Schwert ziehen und Brutus töten, bevor er mich tötet“, sagte der 70jährige Gründer der Front National. Daraufhin verließen mehrere Dutzend Parteimitglieder unter Protest den Veranstaltungssaal.
Die seit mehreren Monaten schwelende Auseinandersetzung zwischen Le Pen und seinem politischen Ziehsohn war in der vergangenen Woche eskaliert. Wegen der Forderung nach einem Sonderparteitag setzte der FN-Chef die Parteimitgliedschaft des 49jährigen Megret aus, den er selbst zum „Generaldelegierten“ und somit zur Nummer zwei gemacht hatte. Megret soll sich nun einem FN- Disziplinarausschuß stellen, der seinen endgültigen Ausschluß verfügen könnte. Der Chefideologe, der in den 80er Jahren von der Gaullistenbewegung RPR zur FN gekommen war, bezeichnete die Anordnungen jedoch als „null und nichtig“. „Le Pen ist nicht unfehlbar. Er ist weder Cäsar noch Gottvater“, sagte er bei einem Auftritt am Samstag abend in Lyon.
Am Wochenende drehte sich die Diskussion bei der ausländerfeindlichen Partei weiterhin darum, ob es im Januar einen Sonderparteitag geben wird. Das Megret-Lager behauptete, die erforderlichen Unterschriften beisammen zu haben. Das Le-Pen-Lager widersprach. Nach den FN-Statuten müssen 20 Prozent der FN- Mitglieder unterschreiben, damit es einen Sonderparteitag gibt. Die beiden Lager streiten sich nun darum, wie viele Mitglieder die FN hat.
Möglicherweise wird nun Megret im Januar einen Parteitag ohne Le Pen abhalten, womit die Spaltung vollzogen wäre. Die französische Presse wertete die gegenseitigen Vorhaltungen vom Wochenende bereits als Beweis dafür, daß zwischen Le Pen und Megret nichts mehr zu kitten sei.
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