piwik no script img

Junge Union will Neumanns Rücktritt

■ Vorsitzender Andreas Windler: Neumann spaltet jung und alt

Genau eine Woche ist es her, daß „die Alten und die Jungen“ der Bremer CDU auf einer Pressekonferenz in trauter Eintracht in die Kameras lächelten. Er sei „stolz“ auf den CDU-Nachwuchs („politisch alte Fuhrleute“), lobte Bürgermeister Hartmut Perschau die Bürgerschaftskandidaten der Jungen Union. Seit gestern kann von trauter Eintracht zwischen jung und alt keine Rede mehr sein. Nach der Aufstellung für die Bürgerschaftsliste am Wochenende hat die Junge Union gestern den Rücktritt von CDU-Landeschef Bernd Neumann gefordert. Neumann habe die CDU gespalten, schimpfte JU-Chef Andreas Windler gestern. „Er hat das Tischtuch zwischen den Älteren und Jüngeren in der CDU zerschnitten. Die bisher erfolgreiche Verjüngung der Partei ist nun umgekehrt worden.“

Von den „politisch alten Fuhrleuten“ bekam nur die 26jährige Sandra Speckert einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bürgerschaft. Die anderen JU-Kandidaten, die Perschau vorgestellt hatte, wurden vom Landesvorstand nicht für die vorderen Plätze vorgeschlagen. Ihre Namen stehen jetzt am Ende der Bürgerschaftsliste. Claas Rohmeyer, Kreisvorsitzender der JU, steht chancenlos auf Platz 40. Michael Bartels auf 44, Stefan Quaß auf 51.

Sauer aufgestoßen ist der JU auch die Behandlung der „unbequemen, jüngeren Abgeordneten“. Gemeint ist Viola Mull (32). Auf der Vorschlagsliste des Landesvorstandes, die Mull mit abgestimmt hatte, tauchte ihr Name nicht auf. Auf dem Parteitag am Wochenende kandidierte sie das erste Mal gegen Siegrid Koestermann, um der Abgeordneten aus Bremen-Nord den Platz 21 streitig zu machen. Mull fiel mit 28 zu 59 Stimmen durch. Danach kandidierte die Bankkauffrau für Platz 27 gegen Brigitte Sauer und verlor wieder (36 zu 51 Stimmen). Auch als Viola Mull gegen Almut Hacker für den Platz 30 antrat, brach der CDU-Landeschef keine Lanze für sie. Beide Kandidatinnen seien wählbar. Perschau sprach sich für Hacker aus. Mull und Hacker bekamen je 43 Stimmen. In der Stichwahl gewann Mull knapp mit 40 zu 36 Stimmen. „Ich bin regelrecht geschlachtet worden“, sagte Mull gestern. Im April hatte sie gegen den Willen Neumanns zur stellvertretenden Landesschatzmeisterin kandidiert. „Das war die Quittung“, sagte Mull gestern. CDU-Chef Windler waren auf dem Parteitag die Hände gebunden. Er war Ersatz-Delegierter und hatte kein Rederecht. Er habe sich deshalb nicht für seine Truppe stark machen können. kes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen