: Der Herr der Broiler ist tot
■ Wienerwald-Gründer Friedrich Jahn hatte sich an Hendln schon vor Jahren wirtschaftlich überhoben
München (taz) – Die „Generation FJS“ stirbt aus. Friedrich Jahn, der Hendl-König, Träger des Bundesverdienstordens, des Bayerischen Verdienstordens sowieso, und dazu noch des Großen Ehrenzeichens der Republik Österreich, erlag gestern, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag, einer „langen und schweren Krankheit“, teilte sein Zürcher Büro, eine Unternehmensberatung, mit. Es war still um ihn geworden.
Seine große Zeit hatte der Österreicher Friedrich Jahn als Gründer und Leiter des „Wienerwald“-Konzerns. Mitte der fünfziger Jahre begann der gelernte Koch und Kellner mit dem systematischen Braten und Verkauf von Geflügel in einer Kette von österreichischen Charme versprühenden Restaurants. 1978 herrschte er über einen internationalen Konzern mit 551 Wienerwald-Restaurants mit täglich einer Viertelmillion Gästen.
Doch ähnlich wie seine Kunden bekam auch Jahn den Hals nicht voll genug. Im Erfolgsrausch investierte er in zwei marode amerikanische Gastronomieketten und überhob sich dabei finanziell. Jahn wollte sich in seine Geschäfte nie hereinreden lassen, hatte aber nicht das nötige Kapital zur Hand. Anfang der Achtziger verweigerten die Banken weitere Geldspritzen und übernahmen selbst das mit Hotels und Reiseunternehmen aufgeblähte Imperium.
Doch der Herr der Broiler erhob noch einmal seine Schwingen: Über eine Münchner Schickeria- Connection wurde Jahn 1986 der deutsche Teil des „Wienerwald“- Konzerns wieder zugeschanzt. Über reichliche Steuernachlässe durch die – bei Duzfreunden eher großzügige – Regierung Strauß wurde gemunkelt. Diese Affäre überstand Jahn, doch seinen Traum, die „Wiedervereinigung“ der deutschen und österreichischen Konzernteile unter seiner Leitung, konnte er sich auch nach jahrelangen Prozessen gegen seine ehemalige Geschäftsfreundin Renate Thyssen nicht mehr erfüllen.
Mit der deutschen Geflügel- Sektion ging es weiter bergab, Jahn verkaufte sie 1988 an einen britischen Nahrungsmittelkonzern. Auch Frau Thyssen verkaufte ihren Teil. Heute ist Groß-Wienerwald wieder perfekt: fest in österreichischer Hand. Stefan Kuzmany
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen