Schießen Sie auf den Journalisten

■ Ein mysteriöser Journalistenmord sorgte für Spannung rund um den OAU-Gipfel in Burkina Faso

Berlin (taz) – Es war die größte Begräbnisprozession, die das kleine Burkina Faso je erlebt hatte. 60.000 Menschen strömten am Mittwoch in der Hauptstadt Ouagadougou zur Beerdigung des oppositionellen Journalisten Norbert Zongo zusammen – die passende Kulisse für einen OAU-Gipfel über Frieden in Afrika.

Zongo „der Unkorrumpierbare“, wie der 49jährige Direktor der Wochenzeitung L'Indépendant genannt wurde, war am Montag 100 Kilometer südlich von Ouagadougou tot aufgefunden worden. Seine verkohlte Leiche lag zusammen mit drei anderen Toten in einem ausgebrannten Auto, das keine Unfallspuren aufwies, dafür aber Einschußlöcher. Zongo hatte sich mit Recherchen über Korruption im Umfeld des Präsidenten Blaise Compaoré einen Namen gemacht – und wohl auch Feinde.

Sobald der „Unfall“ bekannt wurde, kam es daher zu Demonstrationen gegen die Regierung. 10.000 Menschen marschierten am Dienstag durch Ouagadougou. Am Mittwoch folgte der Massenaufmarsch zu Zongos Beerdigung; zugleich ging in der Stadt Koudougou das Büro der Regierungspartei CDP in Flammen auf. „Wir wollen Gerechtigkeit!“ skandierten die Demonstranten. Amnesty international und „Reporter ohne Grenzen“ verlangen nun eine unabhängige Untersuchung. D.J.