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Henkel, ein Sternsinger?

■ SPD-Finanzexperte kritisiert BDI-Chef wegen angedrohtem „Sternmarsch der Wirtschaft“

Bonn/Stadthagen (dpa) – Der Industrie-Präsident Hans-Olaf Henkel wird erneut von verschiedenen Seiten angegriffen. SPD-Finanzsprecher Joachim Poß kritisierte Henkel gestern, weil er der neuen Regierung wegen ihrer Steuerpolitik in einem angeblich sieben Wochen alten Interview mit einem Sternmarsch der Wirtschaft gedroht hatte. Poß erklärte: „Es ist höchste Zeit, daß der Präsident der deutschen Industrie seine krampfhaften Profilierungsversuche aufgibt.“ Henkel sollte sich besser als „Sternsinger“ im Konsens von Regierung, Arbeitgebern und Arbeitnehmern „um konstruktive Mitarbeit beim wichtigsten deutschen Anliegen“ – der Beseitigung der Arbeitslosigkeit – bemühen.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Christian Wulff machte die Arbeitgeberfunktionäre – vor allem Henkel – für die Wahlschlappe der Union mitverantwortlich. Der BDI-Präsident selbst bescheinigte im ARD-„Morgenmagazin“ der rot-grünen Bundesregierung „katastrophale Unkenntnis“ in der Steuerpolitik.

Henkel habe die frühere CDU- geführte Regierung unter Kanzler Helmut Kohl „in einen Konfrontationskurs getrieben“, sagte Wulff. Deshalb sei das „Bündnis für Arbeit“ mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht wieder in Gang gekommen. „Derselbe Henkel war dann der erste, der den neuen SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder förmlich abgeknutscht hat“, so Wulff.

Henkel hatte in dem am Vortag veröffentlichten Interview wachsende Belastungen der Unternehmen beklagt und die rot-grünen Steuerpläne „den größten Betrug am Wähler“ genannt. Er kündigte eine „gemeinsame Abwehrschlacht gegen die rot-grüne Belastungspolitik“ an. Henkel: „Ich versichere Ihnen, ich marschiere da an vorderster Linie mit.“

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