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Müller ruft Gewerkschaften zum Maßhalten auf

■ Wirtschaftsminister Werner Müller kritisiert die Forderungen nach höheren Lohnabschlüssen

Bonn (rtr) – Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) hat die Gewerkschaften zu maßvollen Lohnforderungen aufgerufen. Die Gewerkschaften sollten in den Tarifrunden berücksichtigen, daß der Staat mit der Kindergelderhöhung und der Senkung der Einkommensteuer „ein Stück mehr in die Lohntüte getan hat“, sagte Müller der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auch Vertreter der Arbeitgeberverbände kritisierten erneut die Lohnforderungen der Gewerkschaften. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) wies Müllers Vorstoß als Einmischung in die Tarifautonomie zurück.

Müller erklärte, zur Stärkung der Nachfrage seien höhere Nettolöhne zwar richtig. Die Lohntüte müsse aber nicht in erster Linie durch Lohnerhöhungen dicker werden, sondern durch Steuer- und Abgabensenkungen. „Wenn man mühsam genug mit dem Instrument Ökosteuer die Lohnkosten um 0,8 Prozent senkt und parallel dazu sechs Prozent direkt gefordert werden, dann gibt das irgendwo einen Kurzschluß“, sagte der Minister.

Die IG-Metall fordert als größte Einzelgewerkschaft in der laufenden Tarifrunde Entgelderhöhungen im Volumen von 6,5 Prozent. Die Gewerkschaften ÖTV und DAG fordern für den öffentlichen Dienst 5,5 Prozent mehr Lohn.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bezeichnete das von der IG Metall ausgerufene „Ende der Bescheidenheit“ als ein „Ende der Vernunft“. Lohnforderungen von 6,5 Prozent gefährdeten Investitionen und neue Arbeitsplätze. Der DAG-Vorsitzende Roland Issen forderte Müller auf, sich nicht in die Tarifgeschäfte einzumischen. Das höhere Kindergeld und die Steuersenkung dürften keinen Einfluß auf die Tarifpolitik haben. „Wir haben in der Vergangenheit nie Steuererhöhungen oder Abgabenerhöhungen zum Anlaß für Tariferhöhungen genommen, und logischerweise kann man uns jetzt auch Steuersenkungen nicht gegenrechnen wollen.“

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