piwik no script img

Things to Come

Das Kinojahr 1999 wird, was die Zuschauerzahlen und die Einnahmen angeht, von den Jedi-Rittern regiert. Am 21. Mai startet in den USA „Star Wars: Episode I – The Phantom Menace“. In Deutschland ist es dann am 2. September soweit. Die erste Folge des Prequels löst bereits jetzt (der Trailer läuft auch schon bei uns) Begeisterungsstürme aus. Steven Spielberg hat eine Rohschnitt-Fassung gesehen, war hin und weg und meinte: „Oh, mein Gott! Ich bedauere alle Regisseure, deren Filme zeitgleich mit der ersten Star-Wars-Episode in die Kinos kommen.“ So wird's wohl sein. „Star Wars“ wird titanicmäßig Geld scheffeln und die Kinos auf Wochen blockieren. Das dürfte Pierce Brosnan nicht passieren. Der übernimmt in einem Remake von „The Thomas Crown Affair“ unter der Regie von Krachbumm-Regisseur John McTiernan die Rolle von Steve McQueen. Bedauerlich! Für die Crichton-Verfilmung „Schwarze Nebel“ (mit Antonio Banderas) dürfte McTiernan dagegen der rechte Mann sein. Es gibt natürlich auch im kommenden Jahr noch andere Bestseller-Adaptionen. Selbstverständlich Stephen King (“The Green Mile“), aber auch „Schnee, der auf Zedern fällt“ und Frank McCourts Kindheitserinnerung „Die Asche meiner Mutter“.

„Der Soldat James Ryan“ löste einen Kriegsfilm-Boom aus. Erwähnt sei hier nur „The Thin Red Line“, für den Regisseur Terence Malick ein Star-Ensemble dirigierte. In dem Drama über die Schlacht von Guadalcanal im Jahr 1942 agieren Woody Harrelson, John Travolta, George Clooney, Nick Nolte, Sean Penn und anderes Kanonenfutter. Robert DeNiro ist nicht dabei, er ist auf Oscar-Kurs. In Joel Schumachers „Flawless“ spielt er einen reaktionären Sicherheitsbeamten, der nach einem Herzinfarkt zur Rehabilitation Gesangsstunden bei einem Transvestiten nehmen muß. Na ja. Auch andere bleiben sich treu. David Cronenberg erzählt in „eXistenZ“ die Geschichte eines virtuellen PC-Games, in das der Spieler organisch eintauchen kann; Michael Man legt mit „Man of the People“ (mit Al Pacino) seinen „Heat“-Nachfolger vor, und David Fincher ist wieder düster, drehte wieder mit Brad Pitt und nennt seinen Film „The Fight Club“. Es geht um brutale Boxkämpfe.

Woody Allen hat für „Celebrity“ mal wieder jede Menge Stars verpflichtet. Diesmal dabei: Kenneth Branagh, Melanie Griffith, Winona Ryder und – aufgepaßt, Teenies der Welt – Leonardo DiCaprio. Kate Winslet ist nach „Titanic“ übrigens wieder in einem Historiendrama zu sehen. Titel: „Hideous Kinky“.

Stephen Frears inszenierte ein Drama, das Sam Peckinpah bis zu seinem Tod zu finanzieren versucht hatte. „The Hi-Lo Country“ ist ein Western mit Patricia Arquette und Woody Harrelson. Luc Besson hat sich nach „Das fünfte Element“ an einen alten französischen Witz (“Die Engländer kochen alles, nur Jeanne D'Arc, die haben sie gegrillt“) erinnert. Milla Jovovich spielt die Titelrolle. Der Ire Pat O'Connor hat sich für seine Adaption des Bühnenstücks „Dancing at Lughnasa“ Meryl Streep besorgt, die in dem Familienporträt die älteste von fünf Schwestern spielt, und der „Lämmer“-Regisseur Jonathan Demme verpflichtete für sein tragisches Familienepos „Menschenkind“ die Talk-Tante Oprah Winfrey. Aber bleiben wir mal bei Meryl Streep. Die ist im neuen Jahr auch noch in „50 Violins“ von Horrorpapst Wes Craven zu sehen, und in „One True Thing“ spielt sie eine todkranke Frau, die mit ihrer Tochter Renee Zellweger und Ehemann William Hurt ins Reine kommen will. Auch bei Susan Sarandon gilt: Taschentücher bereithalten. Sie ist ebenfalls todkrank. In Chris Columbus' Drama „Seite an Seite“ bereitet die Sarandon die Geliebte ihres Ex-Mannes, Julia Roberts, auf die ihr zugedachte Mutterrolle vor. Sharon Stone ist da natürlich anders. Sie spielt in dem Remake von John Cassavetes' Meisterwerk „Gloria“ wieder knallhart, inszeniert hat Sidney Lumet.

Roman Polanski schenkt uns ein Krimipuzzle. In „The Ninth Gate“ ist Johnny Depp ein Antiquar, der sich auf der Suche nach einem okkulten Werk in eine mörderische Verschwörung verstrickt. Sam Raimis kommt mit dem Thriller „Ein einfacher Plan“, in dem Bill Paxton, Billy Bob Thornten und Brent Briscoe eine Tasche mit vier Millionen Dollar finden.

Aus deutschen Landen frisch auf die Leinwand kommt Helmut Dietls „Late Show“. Darin mimt Harald Schmidt einen intriganten Programmdirektor, der einen Provinz-DJ, dargestellt von Thomas Gottschalk, zum Late-Show-Star aufbaut. Sönke Wortmann ist mit „St. Pauli Nacht“ auf dem Kiez unterwegs; Caroline Link hat sich mit „Pünktchen und Anton“ Erich Kästner vorgenommen; und Bernd Eichinger bringt in „Der große Bagarozy“ Til Schweiger und Corinna Harfouch zusammen. Der unverwüstliche Götz George ist auch wieder dabei. In „After the Truth“ spielt er einen Mann, der behauptet, der totgeglaubte KZ- Arzt Josef Mengele zu sein. Ach ja, Bölkstoff bis zum Abwinken gibt's 1999 auch wieder: „Werner 3“ kommt.kweg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen