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Spürbare Sanktionen gegen Graffiti-Szene

■ Polizeichef Saberschinsky fordert trotz Rückgangs der Verfahren gegen Sprayer schnelle und harte Bestrafung durch die Gerichte. Grüne plädieren für Aufklärung und Sprayflächen

Polizeipräsident Hagen Saberschinsky hat angesichts des stadtweiten Graffiti-Vandalismus nachdrücklich schnelle und konsequente Strafen gegen Sprayer gefordert. Die Gerichte müßten ertappte Schmierer mit „angemessenen, aber spürbaren Sanktionen“ belegen, sagte Saberschinsky.

Andauernde Appelle und die Hoffnung auf Erziehung der Täter hätten als präventive Mittel versagt. Saberschinsky verwies darauf, daß in Bremerhaven beispielsweise die Verurteilung eines szenebekannten Sprühers zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten – drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt – ein „deutlich abschreckendes Zeichen“ gesetzt habe.

In Berlin sind laut Saberschinsky im zu Ende gegangenen Jahr wieder Millionen-Schäden durch Graffiti entstanden. Bis Weihnachten registrierten Berliner Polizei und Bundesgrenzschutz rund 7.500 Fälle von Sachbeschädigungen durch Farb- und Kratz-Vandalismus, vor allem auf Bahnhöfen, in Verkehrsmitteln, auf öffentlichen Plätzen oder an Hauswänden. Damit sei zwar ein leichter Rückgang um 400 Verfahren gegenüber 1997 festzustellen, doch werde die Graffiti-Szene insgesamt „aggressiver“. Die 1998 festgestellten rund 1.750 Tatverdächtigen würden zunehmend den „Szene-Kodex“ verletzen und fremde Bilder besprühen. Dies ziehe gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den 100 Berliner „Crews“ nach sich.

Die jugendpolitische Sprecherin der Grünen, Jeannette Martins, kritisierte hingegen, daß das „Aktionsprogramm Graffiti“ der Senatsjugendverwaltung nicht weiterentwickelt wurde. Statt dessen setzte der Senat nun auf die „publicityträchtige Verfolgung durch eine spezielle Eingreiftruppe“. Die von Saberschinsky geforderte härtere Bestrafung sei jedoch der „falsche Weg“. „Erfolgsversprechende Konzepte für den Umgang mit Graffiti setzen auf Aufklärung von Eltern, Lehrern, Sozialarbeitern und Schülern“, erklärte Martins. Zudem forderte sie, den Tatendrang der Jugendlichen in kreative Bahnen zu lenken, etwa indem Flächen im Stadtraum von Jugendlichen gestaltet werden. ADN/taz

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