piwik no script img

Neue Vorschläge für Krankenhausplanung

■ Heute wird die Gesundheitssenatorin Kassen und Gewerkschaften zwei Schließungslisten zur Klinikumstrukturierung vorlegen. Das Krankenhaus Moabit steht in beiden zur Disposition

Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) wird heute dem Planungsbeirat für die Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft zwei Listen mit Schließungsvorschlägen zur Diskussion vorlegen. Dem Planungsbeirat gehören VertreterInnen der Gewerkschaften, der Krankenkassen und Krankenhäuser an.

Nach der ersten Liste sollen sieben Häuser geschlossen werden: das Krankenhaus Moabit, das Martin-Luther-Krankenhaus, das Sankt-Hedwig-Krankenhaus in Mitte, das Oskar-Helene-Heim, das Geriatriefachkrankenhaus Max-Bürger-Zentrum, sowie die West-Klinik Dahlem und die Grunewaldklinik.

Der weitere Streichvorschlag aus dem Hause Hübner ist schon einige Wochen alt. Danach soll auf jeden Fall auch das Krankenhaus Moabit geschlossen werden. Auch die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf und das Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus sollen nach dieser Liste geschlossen werden.

Der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Christoph Abele, wollte sich gestern zu den möglichen Schließungen nicht äußern. „Bisher sind alle Optionen offen“, sagte er. Diese neuen Listen unterscheiden sich von den Empfehlungen des Kieler Krankenhaus-Gutachtens, das im Sommer erstellt wurde. Darin werden zwar auch die Häuser Moabit und Grunewald-Klinik zur Schließung vorgeschlagen, zusätzlich aber auch das Urban-Krankenhaus und die antroposophische Klinik Havelhöhe, das Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof sowie die DRK-Klinik Phönix. Diese sind in den beiden Hübner-Listen ausgenommen.

Möglich ist ein Potpourri aus Hübners Diskussionsvorschlägen und den Empfehlungen des Kieler Gutachtens. Die endgültige Entscheidung über den Krankenhausplan will der Senat Ende März oder Anfang April fällen. Ziel ist die Kürzung des Budgets für alle Kliniken von rund 5,7 Milliarden Mark auf 5,2 Milliarden noch in diesem Jahr. Hintergrund sind die nach Meinung der Krankenkassen im Bundesvergleich überproportional hohen Ausgaben der Krankenhäuser. In den derzeit knapp 70 Kliniken der Stadt sind gegenwärtig etwa 60.000 Menschen beschäftigt.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Bernd Köppl, kritisierte gestern das „Chaos in der Gesundheitspolitik“. Er forderte an Stelle der „Abrißbirnenpolitik“ eine stärkere Verzahnung stationärer und ambulanter Leistungen sowie die Verstärkung der Grund-und-Regel-Versorgung in den großen Krankenhäusern statt des Gebrauchs teurer Gerätemedizin. Die PDS kritisierte, daß nicht mehr nachvollziehbar sei, aus welchen Gründen Kliniken geschlossen werden sollten. Julia Naumann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen