piwik no script img

Auf der Suche nach Radio „Freies Kosovo“

Das Radio „Freies Kosovo“ gibt es wirklich. Die albanische Guerilla UCK, die für die Autonomie der serbischen Kosovo- Provinz kämpft, hat seit Montag einen eigenen Rundfunksender. Er befindet sich irgendwo im zentralen Hochland der Provinz in den verschneiten Bergen.

Doch der Sender, dessen Gründung die Rebellen in einer Erklärung groß angekündigt hatten, ist nicht leicht zu finden. Oberhalb irgendeines der vielen Dörfer, die alle von der UCK kontrolliert werden, halten bewaffnete Rebellen das Auto an und verlangen nach der Akkreditierung, die wir uns beim Sprecher der Guerilla in der Hauptstadt besorgt haben. Was es denn hier oben zu suchen gebe, fragen sie. „Einen Radiosender? Nein, so was gibt es hier nicht, davon wissen wir nichts.“ Dann die unmißverständliche Aufforderung zurückzufahren.

Doch zum Glück ist die Straße sehr eng, links und rechts Schneemauern, kein Raum für ein Wendemanöver. So fahren wir weiter, in der Absicht, oben umzukehren. Schon hinter der nächsten Kurve nach 150 Meter steht eine Antenne auf einem Platz. Ein UCK-Soldat stürzt auf uns zu. Wer uns die Erlaubnis gegeben habe, die Radiostation zu besuchen? Er spricht gut Deutsch mit Schweizer Akzent und bestätigt, daß man seit gestern auf Sendung gehe. Doch das Gespräch ist nach wenigen Sätzen zu Ende. Ein Jeep ist uns gefolgt. Wir werden zurückeskortiert und müssen beim UCK-Stützpunkt die Pässe abgeben. „Sie befinden sich auf militärischem Sperrgebiet“, erklärt ein Guerillero auf französisch. Die Situation ist bedrohlich.

Doch die UCK-Soldaten bleiben korrekt. Wir erhalten unsere Pässe zurück, verbunden mit der eindringlichen Mahnung, daß wir bei einem zweiten Versuch mit unangenehmen Folgen rechnen müßten. Ein Jeep begleitet uns ins Tal hinunter. Gerade noch rechtzeitig bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Hauptstadt. thos

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen