■ Surfbrett: Allah und seine Webmaster
Die Zählmaschine weist nur rund 22.600 Zugriffe aus. Der Radiosender ist zweifellos wichtiger, aber die Hisbollah will auch das Internet nutzen. Ihre Website unter www.hezbollah.org kommt kriegerisch daher. Der arabische Schriftzug „Hisbollah“ ist mit einem Maschinengewehr und einer angedeuteten Weltkugel verschmolzen, eine Landkarte des Libanon hebt die von Israel erklärte Sicherheitszone im Süden des Landes hervor. In Englisch wird unter Kapitelüberschriften wie „Fakten über den israelischen Krieg gegen die libanesische Bevölkerung“ und „Die israelische Terror-Armee“ Stellung bezogen und werden die Ziele der Hisbollah beschrieben: „Befreiung des libanesischen Territoriums von der israelischen Besatzung, Information der Öffentlichkeit über die kontinuierliche israelische Aggression und Verbesserung der Lebensbedingungen der libanesischen Bevölkerung, die unter der Besatzung leidet.“ Das Design gefiel auch der palästinensischen Hamas. Sie begrüßt Besucher online unter www.hamas.org mit dem Koranzitat „Bis-mil-la-hir rah-ma-nir rahim“ (Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen), mit dem fast alle Suren des Koran beginnen. Dann folgen Artikel wie „Der sogenannte Friedens- Prozeß“ und „Die Autonomie- Lüge“ sowie eine Beschreibung der Hamas-Ziele: „Bildung und Information der Öffentlichkeit über die miserablen Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung unter der israelischen Besatzung und Verbesserung der Lebensbedingungen des palästinensischen Volkes.“ Nur wollen die Webmaster selbst nicht so recht für diese Botschaft eintreten. Die Entwickler dieser Webseite, heißt es gleichlautend unter beiden Adressen, seien „in keiner Weise“ der jeweiligen Organisation angeschlossen. Sie seien lediglich „eine Gruppe von Individuen, die damit befaßt sind, die Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen.“ Nur die Namen der Organisationen sind ausgetauscht, Nachfragen via E-Mail über die Hintergründe für die identische Aufmachung blieben unbeantwortet. Andreas Plecko
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