Unterm Strich

Die politisch Beamteten sind aus ihren Kurzurlauben zurück und widmen sich wieder ihren Lieblingsthemen. Unser aller Beauftragter, Michael Naumann, hat seine Meinung zum Holocaust-Mahnmal nicht geändert. In der deutschen Hauptstadt solle eine Erinnerungsstätte nach dem Vorbild des Holocaust-Museums in Washington gebaut werden, sagt Naumann im Hamburger Abendblatt von gestern. Naumann verfügt über museale Rezeptionserfahrung. Wer das Holocaust-Museum besucht habe, verlasse es „nicht mit einem abgrundtiefen Haß auf uns, die Deutschen, sondern er geht meistens tief erschüttert. Das sieht man den Besuchern an.“ Unterdessen sind neue Sprecher in die Debatte eingestiegen. Der CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble ist prinzipiell für ein Mahnmal und für eine Diskussion im Bundestag. Ausführlich gesprochen ward's in der Zeit. Mit einem Mahnmal nicht anfreunden kann sich Klaus-Dieter Lehmann, neuer Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Als Argument stand ihm die Furcht und Sorge vor einem Schlußstrich zur Verfügung. Lehmann meint, Mahnmale beinhalteten die Gefahr, mit bestimmten Diskussionen abzuschließen. Im Tagesspiegel hat der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel ein anderes beliebtes Stichwort angedacht. Die Deutschen seien heute ein normales Volk wie andere auch und hätten kein Bedürfnis mehr nach deutschen Sonderwegen unseligen Angedenkens.