Im neuen Jahr wird nichts anders

Die Zahl der Erwerbslosen hat weiter zugenommen. Das Landesarbeitsamt zeichnet auch für 1999 ein düsteres Bild. Sofortprogramm für Jugendliche  ■ Von Andreas Spannbauer

Triste Aussichten auf dem Arbeitsmarkt prognostiziert Klaus Clausnitzer, Präsident des Landesarbeitsamtes, auch für 1999. „In diesem Jahr wird es keinesfalls besser“, sagte Clausnitzer gestern bei der Vorstellung der Arbeitsmarktbilanz 1998 für Berlin und Brandenburg.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vorjahr weiter an. 273.000 waren im Jahresdurchschnitt allein in der Hauptstadt ohne Job. Die Arbeitslosenquote stieg damit auf 16,1 Prozent. Zum Jahresende hin habe sich der Anstieg allerdings verlangsamt, teilte Clausnitzer mit. In Berlin und Brandenburg nahm die Zahl der Erwerbslosen um 9.600 auf insgesamt 493.000 zu.

Man müsse davon ausgehen, daß auch zukünftig die wirtschaftliche Entwicklung – und damit auch das Angebot auf dem Arbeitsmarkt – stagnieren werde, sagte Clausnitzer: Für das vergangene Jahr sei ein „Null-Wachstum“ zu verzeichnen. Berlin habe sich damit weiter von der bundesweiten Entwicklung abgekoppelt. Daß es nicht noch schlimmer gekommen sei, das sei das Resultat der Arbeitsförderung.

Clausnitzer rechnete damit, daß sich in Berlin die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung durch aktive Arbeitsmarktpolitik im kommenden Jahr um 3.000 verringern werde. Insgesamt stehen dafür 3,6 Milliarden Mark zur Verfügung.

Die Bilanz verzeichnet sogar einen Rekord: Erstmals lag der Frauenanteil bei den Beschäftigungslosen unter 50 Prozent. Dies ist allerdings nicht der besseren Ausgangssituation auf dem Arbeitsmarkt geschuldet, sondern dem gestiegenen Anteil der beschäftigungslosen Männer aus dem Bausektor. Clausnitzer: „Frauen haben es weiterhin besonders schwer.“ Ebenso die Ausländer – auch hier habe sich die Arbeitslosigkeit „spürbar erhöht“. Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen, ihnen wird mittlerweile jeder Dritte zugerechnet.

Überdurchschnittlich betroffen sind die Jugendlichen. Ingesamt 53.000 Berliner und Brandenburger unter 25 Jahren haben keinen Job. Das soll sich jetzt ändern, dank dem von der Bundesregierung ausgerufenen Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. 291 Millionen Mark zusätzlich stehen dem Landesarbeitsamt im Jahr 1999 dafür zusätzlich zur Verfügung.

Mit dem Vorhaben sollen bis zum 1. Februar 965 zusätzliche außerbetriebliche Ausbildungsplätze geschaffen werden. Ein Trainingsprogramm zur Berufsvorbereitung ist bereits angelaufen, hier sollen 900 Plätze eingerichtet werden. Außerdem sieht das Programm Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit einem hohen Qualifizierungsanteil für arbeitslose Jugendliche vor, rund 13.000 Stellen dieser neuen Stellen sind vorgesehen. Auch Lohnkostenzuschüsse an Unternehmen sind möglich.

Die arbeitspolitische Sprecherin der Grünen, Sibyll Klotz, verlangte, einen Teil der Maßnahmen stärker auf benachteiligte Gruppen wie ausländische Jugendliche zuzuschneiden. Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler sprach von einem „erschreckend hohen Niveau“ der Massenarbeitslosigkeit und erklärte deren Bekämpfung zur „zentralen politischen Aufgabe“. Kritik übte der Vorsitzende des DGB in Berlin und Brandenburg, Dieter Scholz: Es sei blauäugig zu glauben, daß die Arbeitsmarktpolitik allein die Probleme des Arbeitsmarktes lösen könne.

Informationen unter 08000-100001

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