: Mit 200 Sachen durch die Stadt
Wie sich der Transrapid durch Hamburg winden soll. Ab heute liegen die Planungsunterlagen öffentlich aus. Zwei Wochen Einspruchsfrist für jeden Streckenabschnitt ■ Von Gernot Knödler
Wem der Transrapid nicht paßt, hat ab serheben. Seit heute liegen die Planungsunterlagen für das erste Stück Stelzenstrecke zwischen Hamburg und Berlin im Bezirksamt Mitte aus, in den Ortsämtern Vier- und Marschlande und Billstedt sowie im Rathaus Oststeinbek. Jeweils vier Wochen lang können die Unterlagen für die drei Abschnitte Hauptbahnhof, Rothenburgsort und Billstedt eingesehen werden.
Jeden Donnerstagnachmittag stehen in Billstedt Mitarbeiter der Magnetschnellbahn Planungsgesellschaft (MPG) bereit, dem Laien beim Wühlen in den neun Bänden Planfeststellungsunterlagen – zum Beispiel über Hydrologie, Lärmschutz und elektromagnetische Felder – zu helfen. „Man darf sich aber nicht vorstellen, daß die Leute zum ersten Mal erfahren, was wir planen“, versichert MPG-Sprecher Jörg Korte. Seine Gesellschaft sei „schon immer“ mit den Menschen vor Ort im Gespräch gewesen, in Billstedt und in Rothenburgsort zum Beispiel, und mit den Besitzern betroffener Immobilien sei noch einmal extra geredet worden.
Nach dem Ende des Auslegens haben Privatleute und die VertreterInnen öffentlicher Belange zwei Wochen lang Gelegenheit, zu den Plänen Stellung zu nehmen. Einwände zum ersten Streckenabschnitt müssen bis zum 25. Februar schriftlich bei einem der vier genannten Ämter eingegangen sein. Bei den beiden anderen Abschnitten wiederholt sich das Spiel mit vierwöchigem Abstand.
Die Einwendungen werden voraussichtlich im Frühsommer auf einer öffentlichen Anhörung diskutiert. Dabei hat das Eisenbahnbundesamt die verschiedenen Interessen abzuwägen und schließlich einen Planfeststellungsbeschluß zu fassen. Danach läßt sich nur noch gegen eine möglicherweise unzureichende Interessenabwägung vor den Verwaltungsgerichten klagen.
Und so soll der mögliche Beschwerdegrund einmal aussehen: Die Magnetbahnsteige der Endstation liegen südlich vor dem Hauptbahnhof – zwischen dem Steintordamm und der Kurt-Schumacher-Allee – auf einer Ebene mit den Gleisen der Eisenbahn. Eine T-förmige Verteilerebene mit flachem Dach überdeckt die Anlage: Auf ihr gelangen Fahrgäste in den Magnetbahnhof und von dort aus in den Eisenbahnhof. Der Transrapid verläßt den Hauptbahnhof zu ebener Erde und gelangt parallel zum Högerdamm und der Amsinckstraße zur Bille. Von dort aus folgt er der Bergedorfer S-Bahn bis zum Autobahndreieck Moorfleet, wo die Deutsche Bahn, die hinter der MPG steht, einen zweiten Magnetbahnhof errichten will.
Die Hamburger rot-grüne Regierung hat sich in ihrer Koalitionsvereinbarung gegen diesen Haltepunkt ausgesprochen (taz berichtete am Mittwoch). Der zweite Bahnhof wäre ein Konkurrent für den Hauptbahnhof, bräuchte viel betonierten Parkplatz in Moorfleet und zöge von der Autobahn Verkehr auf sich. Die Deutsche Bahn dagegen befürchtet, sie könnte die für den Transrapid erforderlichen Fahrgastzahlen nicht erreichen, falls der Haltepunkt Moorfleet nicht gebaut würde.
Ab Moorfleet folgt die Stelzenbahn der Autobahn A1 auf der Ostseite bis zur Stadtgrenze am Autobahnkreuz Hamburg Ost. Aus Lärmschutzgründen fährt die Schwebebahn dabei in einer überdachten Galerie, die nur zur Autobahn hin offen ist.
Den größten Teil der 14,5 Kilometer langen Strecke schwebt der Transrapid auf gleicher Höhe mit der Eisenbahn und dem Autoverkehr. Lediglich wo Straßen, Schienen, Flüsse und Kanäle überquert werden müssen, steigt sie in die Luft – elf Meter in Rothenburgsort sind das Maximum.
Zwischen dem Hauptbahnhof und Moorfleet wird der Transrapid höchstens auf 200 Stundenkilometer beschleunigen; von dort aus bis zur Stadtgrenze auf maximal 250. Die MPG versichert, trotz dieser Geschwindigkeiten sei der Zug „extrem leise“, weil er ja schwebe. Erst wenn das Geschoß auf schleswig-holsteinischem Gebiet das offene Gelände erreicht hat, darf der Lokführer richtig auf die Tube drücken: mit Tempo 420 in die Hauptstadt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen