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Budde brennt wieder

■ Fußball: Flo ist weg, Hamburger Kopfballmonster Weetendorf kommt, Maximov verletzt

Haben sie nun das Finale erreicht, wird Werder beim Hallen-Masters in Dortmund mitkicken? Alles nach Redaktionsschluß, alles vollkommen wurscht. Wen interessieren schon die Ergebnisse eines schnarchlangweiligen Hallenturniers? Wo sich doch das Wichtigste neben dem Platz abgespielt hat. An der Bande, wie außerhalb der Stadthalle. Zwei gute Nachrichten, eine schlechte, und eine tröstliche.

Die Guten: So manches Kollegen Stoßgebet, es möge sich doch bittschön ein ratloser englischer Zweitligist mit einer rätselhaften Vorliebe für skandinavische Schrankwände finden, wurde jetzt erhört. Harvard Flo, Stürmer bar jeder Fortune und spielerischer Grundfertigkeit, soll fortan Tore für den englischen Zweitligisten Wolverhampton Wanderers erzielen. Und Werder kassiert für einen, der in der Liga schon als unverkäuflich galt, circa zwei Millionen Mark. Ersatz ist in Sicht: Heute soll das Hamburger Kopfballmonster Dirk Weetendorf seinen Vertrag bei Werder unterzeichnen.

Jetzt die schlechte: Jurij Maximov, ohnehin schon verletzungsgebeutelt wie kein zweiter der Grün-Weißen, wird wieder für bittere sechs Wochen ausfallen. Erst nach dem Urlaub des Ukrainers hat die Medizinabteilung von Werder einen Innenbandriß in Maximovs Knie festgestellt, den er sich beim vorweihnachtlichen Kick gegen Hertha BSC eingefangen hat. Was Felix Magath die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Werder soll schließlich die Siegesserie vom Ende der Hinrunde wieder aufnehmen – und zwar mit Maximov. Eigentlich.

Die tröstliche: keine Angst mehr vor dem Älterwerden! Budde ist wieder da! Dieter Burdenski, Torwartlegende des SV Werder, ist für die Hallensaison zwischen die Pfosten zurückgekehrt. Und das – wie schön! – mit 48 Jahren. Jaja, Budde bleib an der Bande, und schuld ist ein Jungspund. Amateurkeeper Pascal Borel, zu Saisonbeginn vom SV Waldhof gekommen, hielt dermaßen tadellos, daß Trainer Ma-gath seinen reaktivierten Torwarttrainer draußen ließ. Doch Einsatz hin, Einsatz her – nur die Tatsache, daß Burdenski mehr als zwölf Jahre nach seinem Abschied vom Liga-Geschäft wieder im Werder Kader war, ist schon sensationell genug.

Budde ist topfit. Während sich andere Kicker nach dem Abschied von der Karriere einen Schmer-bauch zulegen, hält Budde sein Kampfgewicht. Und wer den Werder-Torwarttrainer bei der Arbeit beobachtet, weiß: Der Mann gibt alles. Während die Feldspieler allesamt in Trainingsanzüge gemummelt unter trübem Bremer Himmel über den Übungsplatz traben, geht am Rand die Post ab. Burdenski im verschwitzten T-Shirt und praktisch immer ohne Socken in den Fußballschuhen gibt seinen Jungs Zunder. „Weiter, Stefan, weiter!“ legt der alte Herr an der Strafraumgrenze fünf Bälle vor, und damit's noch was zu lachen gibt, kriegt der baumlange Brasas gleich noch eine Motivationsspritze der besonderen Art: „Einen hau' ich Dir rein! Wetten? Zehn Mark!“ Und dann semmelt Burdenski einen Ball nach dem nächsten in Richtung Brasas.

Als wollte er dem staunenden Fußball-Jungvolk nebenan beweisen, daß 48 noch kein Alter ist. Die Profis staunen und grinsen in einer Mischung aus Verwunderung und Respekt. Daß es sowas gibt! Wenn man als nicht mehr ganz so junger das noch erleben darf – wen interessiert da noch der Hallenfußball?

Jochen Grabler

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