: Mobilcom kündigt Handy-Dumping an
■ Telekom-Konkurrent will Telefonieren mit Call-by-call auch im Mobilnetz einführen – doch die Regulierungsbehörde ist skeptisch
Berlin (taz/dpa) – Noch in diesem Jahr will die Schweizer Telefonfirma Mobilcom tagsüber Handy-Tarife von unter 40 Pfennigen anbieten. Diese sollten wie beim Festnetz im Call-by-call-Verfahren angeboten werden. Das kündigte der Vorstandschef Gerhard Schmid gestern an. Der Vize-Chef der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, Arne Börnsen, erklärte allerdings gestern postwendend gegenüber dem Boulevardblatt Berliner Kurier, daß seine Behörde das wohl kaum genehmigen werde. „Die Chancen sind gleich null.“ Mobilcom versuche, auf Basis der von Dritten getätigten Milliardeninvestitionen auf den Handy-Markt zu kommen. „Ich sehe das als unlauteren Wettbewerb“, sagte Börnsen.
Die Mobiltelefon-Unternehmen Mannesmann, Telekom und E-Plus hätten eine Zusicherung auf Bestandsschutz. Doch nach Auffassung des Mobilcom-Chefs sieht das Telekommunikationsgesetz auch bei Mobiltelefonen die Möglichkeit des Call-by-call-Verfahrens vor, bei dem der Kunde seine Telefongesellschaft durch eine Vorwahl (010xy) anwählt.
Schon vor einem halben Jahr hatte die Telefonfirma FirstTelecom versucht, Dumpingpreise für Handys anzubieten. Dabei hatte sie ebenfalls selbst keine Handys angeboten, sondern bloß Telefonate unter einer kostenlosen Einwahlnummer weitervermittelt („Call-trough-Verfahren“). Dafür hatte sie ihren angemeldeten Kunden von deren Guthaben tagsüber bloß 38 Pfennige pro Minute abgebucht. Dies war nur möglich, weil Telekom ihre Durchschaltgebühren, die sie von FirstTelecom verlangte, auf der Grundlage festlegt hatte, daß überwiegend Festnetz- Gespräche vermittelt werden. Die Telekom hatte daraufhin einen zweiten, deutlich höheren Durchschalttarif für Mobil-Gespräche eingeführt. Die Regulierungsbehörde stimmte dem zweiten Tarif zu. Daraufhin mußte FirstTelecom für ihren Call-through-Dienst bei Handys 1,14 Mark pro Minute tagsüber berechnen.
Kommt Mobilcom doch mit seinem Call-by-call-Verfahren bei Handys durch, brächte das Telekom, Mannesmann und E-Plus große Probleme, nicht zuletzt, weil sie ihre Mobiltelefone zu subventionierten Preisen abgeben, um Kunden zu locken. Denn das vorgestreckte Geld holen sich die Anbieter über Grundgebühr und die vertelefonierten Einheiten zurück.
Die Gespräche mit Mobiltelefonen kosten derweil tagsüber in der Regel noch mehr als 1,29 Mark pro Minute. Im Festnetz sind durch den neuen Wettbewerb und das Call-by-call-Verfahren die Ferngespräche nach Angaben der Regulierungsbehörde um bis zu 70 Prozent billiger geworden. urb
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