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Piepen bei Six-Days

■ Der Startschuß fällt am Donnerstag in der Stadthalle mit Elektro-Flirthilfe und Uralt-Bands

Bei den Veranstaltern des 35. Bremer Sechs-Tage-Rennens piept's. Zur Präsentation der Mammutveranstaltung stellte Six-Days-Chef Frank Minder gestern als gesellschaftliches Highlight zusammen mit Fußballer „Otze“ Frank Ordenewitz und dem Bremerhavener Model Annina Ucatis erst einmal das „Flirtgetty“ vor.

Die Fortentwicklung des Tamagotchi piept, wenn sich Flirtwillige über den Weg laufen. Das graue Plastikding hat eine Reichweite von 15 Metern. Problem: Wer die Six-Days kennt, sollte wissen, daß damit bei einem Gerätepiepen etwa 50 Menschen als potentielle BaggerpartnerInnen in Frage kommen. Dafür ist das gute „Flirtgetty“ immerhin von der Post zugelassen und das elektronische Anmachen somit gesetzlich abgesegnet. Es kostet aber auch den Gegenwert von etwa fünf großen Bieren.

Rein sportlich betrachtet steigt das Niveau ab Donnerstag abend in der Bremer Stadthalle, wenn gegen 21.30 Uhr Jekyll and Hyde den Startschuß geben, erheblich. Insgesamt hat die Bremer Sportmarketing Gesellschaft zwölf Fahrerteams auf die 166,6 Meter lange Holzbahn gebracht. Drei davon dürfen zum absoluten Favoritenkreis gerechnet werden: Im grauen Trikot Adriano Baffi und Marco Villa. Ganz in Rot treten Lokalmatador Andreas Kappes und Etienne de Wilde an. Bruno Risi und Kurt Betschart drehen dieses Jahr ihre Runden im gelben Dress.

Ob Jimmy Madsen in hellblau seinen Vorjahreserfolg mit seinem neuen Nachwuchs-Partner Tayeb Braikia wiederholen kann, ist zweifelhaft. Als Geheimtip wären aber wieder der Berliner Carsten Wolf und sein neuer, aber vielversprechender Teamgefährte Juan Llaneras zu nennen. Schade ist dagegen, daß der Six-Days-Star Silvio Martinello in letzter Sekunde wegen einer schlecht ausgeheilten Sehnenentzündung absagen mußte.

Das Showprogramm nähert sich dann niveaumäßig wieder eher dem des „Flirtgetty“. Eintagsfliegen der 80er Jahre haben die Veranstalter ausgebuddelt. Kein Grund für Veranstalter Frank Minder, nicht auch diese als absolute Stars zu präsentieren. F.R. David wird mitsamt seinem Megaseller „Words“ und seiner Pilotensonnenbrille erwartet. Ottawan werden uns beglücken mit ihren Disco-Erfolgen „Hands up“ und „D.I.S.C.O.“. Santa Esmeralda können zwar mit „House of the rising sun“ und „Don't let me be mis-understood“ nicht so viele eigene Stücke präsentieren. Besser sind da noch The Golden Spaceriders, die ebenfalls einen Hit nach dem anderen covern. Dafür bieten sie immerhin Bühnenaction, indem sie ihren Keyboarder „Commander Animal“ in einem Käfig wüten lassen.

Trotzdem, eins muß man den Six-Days-Machern lassen: Meistens räumen gerade diese Oldiemitgröhlbands am meisten ab. Erinnern wir uns doch an die Spider Murphy Gang im vergangenen Jahr. Außerdem: In Berlin war jetzt Frank Zander der einzige Star, bebauchpinselte Minder sein eigenes Programm. Und falls alles versagt, sind schließlich auch noch unser beliebtes Trio Klaus und Klaus am Start, um die Stimmung zum Überschwappen zu bringen. Jeti

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