: CDU wünscht unendliche Debatte
■ Kulturpolitischer Sprecher der CDU fordert kleines Holocaust-Mahnmal, neuen Wettbewerb und neuen Standort. SPD, Grüne und PDS kritisieren den Vorstoß als "Verhinderungstaktik"
Die Berliner CDU versucht der Errichtung eines Holocaust- Mahnmals weitere Steine in den Weg zu legen. In einem gestern vorgestellten Thesenpapier lehnt Uwe Lehmann-Brauns, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, den Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman ebenso ab wie das vom Kulturbeauftragten der Bundesregierung Michael Naumann vorgeschlagene Dokumentationszentrum. Statt dessen plädiert er für einen dritten Wettbewerb.
Nach dem Willen des CDU-Politikers soll das Mahnmal auch nicht wie geplant südlich des Brandenburger Tors entstehen, sondern zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt „im unmittelbaren Regierungsviertel“. Er persönlich plädiere dabei für eine Stele oder einen Obelisken. Alle bisherigen Entwürfe hätten die „Empfindung von Unangemessenheit hinterlassen“. Die Kosten für das Mahnmal solle der Bund in voller Höhe tragen. Bisher sollten die Kosten vom Bund, dem Land Berlin und dem Förderkreis für die Errichtung des Mahnmals geteilt werden werden.
Während der Sprecher des Kultursenators gestern daran zweifelte, daß es sich bei den Thesen um ein CDU-Papier handele, betonte Lehmann-Brauns, daß das in Zusammenarbeit mit Manfred Wilke, dem Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU, erstellte Thesenpapier mit dem CDU-Fraktionsvorstand und dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen abgestimmt sei. „Diepgen sieht in dem Papier viele interessante Ansätze“, insbesondere was die Ablehnung des Eisenman-Entwurfs betreffe, bestätigte auch Diepgen-Sprecher Michael- Andreas Butz. Allerdings plädiere Diepgen weiterhin für ein Mahnmal auf dem Gelände der Topographie des Terrors oder im Jüdischen Museum.
Bei den anderen Parteien stieß Lehmann-Brauns Vorstoß dagegen auf generelle Ablehnung. Nikolaus Sander, der kulturpolitische Sprecher der SPD, erinnerte an eine Resolution des Abgeordnetenhauses vom September letzten Jahres, nach der noch vor dem Umzug der Bundesregierung eine Entscheidung falle solle.
„Die Frage des Standortes ist einer der wenigen Punkte, über die in der Mahnmaldebatte Einvernehmen erzielt wurde“, sagte auch die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver. SPD, Bündnisgrüne und PDS bezeichneten den Vorstoß übereinstimmend als Verhinderungstaktik. Recht offen bestätigte Lehmann- Brauns diese Vermutung. „Die Debatte um das Mahnmal ist das Mahnmal“, so der CDU-Kulturpolitiker. „Je unendlicher diese Debatte dauert, desto besser.“ Gereon Asmuth
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