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Diepgen sucht den Klinik-Kompromiß

■ Der Regierende will bei der Schließung von Krankenhäusern einen Mittelweg zwischen den Kassen und der Gesundheitssenatorin. Proteste am Hedwigs-Krankenhaus offenbar erfolgreich

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat einen Kompromiß in der Krankenhausplanung angemahnt. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, daß das Land Berlin die Krankenhäuser zu Lasten der freien Träger saniert“, sagte Diepgen gestern. Genau dieser Eindruck war aber entstanden, als Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) in der vergangenen Woche bekanntgab, welche Kliniken sie zur Schließung vorschlägt.

Denn die Liste der Senatorin trifft besonders die katholischen Häuser hart. Anders als beim Kieler Krankenhausgutachten und den Vorschlägen der Krankenkassen werden die städtischen Häuser dagegen weitgehend verschont. „Aus diesen drei Vorschlägen muß ein Kompromiß gefunden werden“, betonte Diepgen, für den Standortschließungen nicht nur unvermeidbar, sondern „wichtiges Element bei der Neuordnung der Krankenhauslandschaft“ sind.

Seiner Ansicht nach ist es jedoch „ein bißchen viel“, daß die katholischen Häuser – wie in den Vorschlägen Hübners vorgesehen – fast die Hälfte ihrer Betten verlieren sollen. Zu dieser Einsicht scheint nach massiven Protesten der katholischen Kirche auch Hübner selbst gekommen zu sein. Einem Pressebericht zufolge soll sie das St.-Hedwig-Krankenhaus in Mitte von ihrer Streichliste genommen haben, auch ein anderes katholisches Haus soll demnach verschont werden. Wie berichtet drohen dem Gertrauden- sowie dem Antonius- und dem Malteser- Krankenhaus das Aus. Hübners Pressesprecher Christoph Abele wollte den Bericht gestern zwar nicht bestätigen, aber auch „nicht rundweg dementieren“. „Es werden Alternativvorschläge geprüft“, so Abele. „Wir haben zwar noch nichts Schriftliches, aber im Augenblick gehe ich davon aus, daß das St.-Hedwig-Krankenhaus gerettet ist“, sagte dagegen Caritas-Sprecher Joachim Mordeja.

SPD und ÖTV kritisierten gestern die „Inflation von unbegründeten Schließungsvorschlägen, die mittlerweile fast jedes Krankenhaus bedroht“, wie der parlamentarische Geschäftsführer der SPD- Fraktion, Hans-Peter Seitz, es nannte. „Diese Politik kann nur als Beleg für die Politik- und Handlungsunfähigkeit des von der CDU verantworteten Gesundheitsressorts gesehen werden und muß beendet werden“, so Seitz. Für „Unfug ohnegleichen“ hält auch ÖTV- Chefin Susanne Stumpenhusen das Vorgehen Hübners. Es gehe nicht, daß bei massivem Protest einfach ein anderer Schließungskandidat gesucht werde. Am heutigen Mittwoch wird der Expertenbeirat zur Krankenhausplanung über die verschiedenen Vorschläge beraten. Sabine am Orde

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