: Für Surfer und Schäfchen
Christliches Netzwerk: Das Hamburger Veranstaltungsprogramm „Kirche in der Stadt“ gibt's erstmals auch im Internet ■ Von Oliver Steinebach
Das Christsein wird zusehends bequemer. Zwar müssen Gläubige, die die Predigt von Hauptpastor Ferdinand Ahuis live erleben möchten, immer noch in die Eppendorfer Nikolaikirche pilgern, statt sie, gemütlich vom Frühstückstisch aus, im Internet zu verfolgen. Doch Ahuis zeichnet seine Predigten schon allsonntäglich auf Tonband auf und legt die Abschrift in der Kirche aus. Mit dem World Wide Web gar ließen sich vielleicht auch Menschen erreichen, die der Kirche sonst nicht besonders nahe kommen: „Vielleicht schaut ja ein Surfer zufällig mal bei uns rein“, hofft Ahuis auf zukünftige Cyber-Schäfchen. Und Hauptpastor Lutz Mohaupt von St. Jacobi stellt mit Nachdruck fest: „Die Kirche muß immer Wagnisse eingehen, die eventuell auch danebengehen können, sonst sind wir tot.“
Daneben ging für ihn zum Beispiel die Techno-Nacht in St. Katharinen von gut zwei Jahren – RaverInnen, die sich betrunken auf Grabsteinen räkelten, sorgten damals in der Gemeinde für Ärger und Kritik. Unverfänglicher ist sicher der kirchliche Aufbruch ins Internet: Das Programmheft „Kirche für die Stadt – Veranstaltungen von Januar bis April 99“, das die Hauptkirchen gestern vorstellten, liegt ab sofort nicht nur in den Kirchen und vielen Arztpraxen aus, sondern ist erstmalig auch im Internet aufrufbar. Die Zehn Gebote auf Platt gehören ebenfalls zum Angebot.
Und frei nach dem „tweete Wies-pahl“ (2. Gebot) und seinem plattdeutsch-tröstlichen Zusatz: „Wenn du mi roopen deist, denn höör ik di“ („wenn du mich rufst, dann hör' ich dich“) – kann man per E-Mail Kontakt zu den Pastoren aufnehmen, Meinungsumfragen mitmachen oder Friedensgrüße ins Gästebuch schreiben.
Nur der Comic, der Appetit auf Konfirmandenunterricht machen soll, ist noch nicht abrufbar. „Die Datei ist einfach zu groß, das wollte ich Leuten mit langsamen Modems dann doch nicht zumuten“, erklärt Peter Vette, Internet-Verantwortlicher beim Gemeinschaftswerk der Hamburger Hauptkirchen. Aber er arbeite an einer Lösung. Und wie schon im „eerste Wiesphal“ steht: „Dat gifft nix, wat wichtiger is.“
Hauptkirchen im Internet: http://www.hauptkirchen.de
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