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Öfter legal berauscht

■ Immer mehr Jugendliche rauchen und trinken, belegt eine Studie der BAGS

Hamburgs Jugendliche konsumieren immer mehr legale Drogen. Dieser Trend ist aus einem Suchtbericht zu ersehen, den die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) verfaßt hat und in den nächsten Wochen vorstellen wird. Danach zeigt jeder fünfte männliche Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren in Bezug auf Alkohol ein „riskantes Konsumverhalten“. Bei den jungen Frauen greife jede zehnte zu oft zur Flasche.

Auch der Tabakkonsum sei unter jungen Menschen verbreiteter als angenommen. Bis zu einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 1997 war man bundesweit davon ausgegangen, daß immer weniger Jugendliche zur Zigarette greifen. Seither zeichnet sich jedoch ab, daß die Zahl der RaucherInnen wieder steigt. Das bestätigt auch die Hamburger Studie: Rauchte Anfang der neunziger Jahren noch rund ein Viertel aller 15 bis 17jährigen, tut es mittlerweile ein Drittel aller Jungen und Mädchen in diesem Alter.

Nachdem die Bürgerschaft im vorigen Jahr den Senat beauftragt hatte, einen umfassenden Sachstandsbericht zur Drogenpolitik in Hamburg vorzulegen, hatte die BAGS die Untersuchung aufgenommen. Insgesamt wurden 702 Personen von 15 bis 59 Jahren befragt. Rechnet man die Ergebnisse auf die Stadtbevölkerung hoch, gelten rund 65.000 HamburgerInnen als AlkoholikerInnen, 16.000 sind abhängig von Medikamenten und etwa 8000 konsumieren Heroin oder Kokain.

Welche Konsequenzen sich aus diesen Zahlen für die Drogenpolitik in der Hansestadt ergeben, vermochte BAGS-Sprecherin Petra Bäuerle gestern noch nicht zu sagen. Manfred Rabes, Referent für Suchtprävention bei der „Landesstelle gegen die Suchtgefahren“, erklärte, seine Dienststelle habe bereits einen Videofilm zum Thema Nichtrauchen produziert. Für dieses Jahr kündigte er eine Kampagne gegen den „Mischkonsum“ unterschiedlicher Drogen an.

Auch die Drogenhilfseinrichtungen haben sich auf den neuen Trend eingestellt. Susanne Herschelmann vom Mädchen-Sucht-Projekt „Kajal“ etwa hat beobachtet, daß der Anteil der jungen Frauen unter drogenkonsumierenden Jugendlichen zugenommen habe. „Wir werden uns uns auf erhöhten Beratungsbedarf einstellen“. Elke Spanner

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