Noch nicht völlig losgelöst vom Rest der Erde

■ Zwar stellt Singapore Airlines die letzte wichtige transkontinentale Flugverbindung ab Berlin ein, doch Koryo Air fliegt weiter ins nordkoreanische Pjöngjang und Mongolian nach Ulan Bator

Noch ist die deutsche Hauptstadt vom Netz der interkontinentalen Direktverbindungen per Flugzeug nicht völlig abgekoppelt. Zwar hat gestern die Singapore Airlines (SIA) angekündigt, ihren Direktflug in die asiatische Wirtschaftsmetropole am 25. März zum letzten Mal vom Flughafen Schönefeld aus zu starten. Doch weiterhin bieten die Flughäfen der Metropole Berlin außergewöhnliche Destinationen an – zum Beispiel in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang oder nach Ulan Bator in der Mongolei.

Mit der Stornierung des Singapur-Fluges geht die letzte direkte Interkontinentalverbundung zu den großen Handelszentren verloren. Ab März müssen die Passagiere nach Frankfurt/Main fliegen, um dort umsteigen. Singapore Airlines begründet die Einstellung der Verbindung, die bislang zweimal wöchentlich bedient wurde, zum einen mit der strategischen Allianz mit der Lufthansa. Es sei billiger, einen gemeinsamen Direktflug von Frankfurt/Main anzubieten, als ein zusätzliches Flugzeug von Berlin nach Asien starten zu lassen.

Außerdem spielt die Asienkrise eine Rolle, in deren Zusammenhang der internationale Handel leidet. „Es fliegen weniger Geschäftsleute“ von Schönefeld, sagt Singapore-Sprecher James Er.

Berlin ist die dritte Stadt, die SIA im Zuge der Asienkrise abkoppelt. Zuvor hatte man die Direktflüge ins japanische Sendai und ins chinesische Hangzhou eingestellt. New York, Paris und London freilich werden weiter direkt angeflogen. Das deutet darauf hin, daß die Stornierung auch etwas mit der Schwäche der Wirtschaftsregion Berlin zu tun hat.

Andere Fluggesellschaften klagen ebenfalls über den Mangel an Geschäftsreisenden, die Berlin besuchen oder von hier starten wollen. Aus diesem Grund hatte 1998 die Gesellschaft Delta Airlines ihre Direktverbindung Berlin–New York eingestellt – ein Schritt, den Jahre zuvor die Lufthansa bereits vorexerziert hatte.

Trotzdem gibt es weiterhin interkontinentale Direktverbindungen ab Berlin-Hauptstadt. Einmal wöchentlich fliegt Air Koryo nach Pjöngjang – mit einem sowjetischen Passagierflugzeug der Marke IL-62, das, wie böse Zungen behaupten, allerdings mehr Kisten als Passagiere befördert. Ebenfalls einmal pro Woche startet die Mongolian Airlines in Richtung der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator.

Als Überbleibsel aus DDR-Zeiten kann auch die wöchentliche Linienverbindung der staatlichen Fluggesellschaft Cubana nach Havanna gelten. Geschäftsreisende werden hier eher selten beobachtet, es überwiegt der Tourist, der unter karibischem Himmel Hemingways Lieblingsdrink Mochito schlürfen möchte.

Aus demselben Grund fliegen Condor und Britannia jede Woche in den kubanischen Badeort Varadero, nach Colombo auf Sri Lanka und auf die Malediven im Indischen Ozean. Wann Berlin genug Geschäftsleute anlockt, um den New-York-Flug wieder aufzunehmen, vermag Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber dagegen nicht zu sagen. Hannes Koch