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Unterm Strich

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Autorenverbände haben die „dramatischen Auswirkungen“ des geplanten Verbots von Teilwertabschreibungen auf Verlage, Buchhandlungen und Autoren kritisiert. Das vorgesehene Verbot der steuerlichen Absetzmöglichkeiten für Lagerbestände in Buchhandlungen und Verlagen sei „der Anfang vom Ende“, warnten der Vorsitzende des Börsenvereins, Roland Ulmer, PEN-Präsident Christoph Hein und der Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller, Fred Breinersdorfer, am Freitag vor Journalisten in Bonn. Sie appellierten an die Bundesregierung, die im Steuerentlastungsgesetz vorgesehene Abschaffung der Teilwertabschreibungen nicht umzusetzen, weil das zu einer „Verarmung“ der Buchhandels- und Verlagslandschaft führe.

Gestorben: Der polnische Theaterregisseur Jerzy Grotowski, der in den 60er Jahren mit seinem sogenannten armen Theater Weltruhm erlangte. Grotowski starb nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren in seinem Haus in Pontedera bei Pisa. Grotowski hatte ein Theaterkonzept entwickelt, das ganz auf Requisiten verzichtete und sich nur auf die Schauspieler konzentrierte, denen er die mönchischen Tugenden Armut, Askese und Disziplin predigte. (Nachruf folgt.)

Ebenfalls gestorben: der Schriftsteller und Journalist Peter Fürst. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der in Berlin geborene Autor bereits an Weihnachten im Alter von 88 Jahren in seinem Wohnort San Francisco. Fürst wurde mit 18 Jahren Sportreporter beim Berliner Tageblatt, dann Redakteur mit einer eigenen Kolumne. 1934 floh er aus Deutschland, weil er Jude war, und ging über Prag und Paris in die Dominikanische Republik, wo er als Reisaufkäufer arbeitete. 1946 bekam er ein Visum für die USA, wo er seitdem lebte. In den Nachkriegsjahrzehnten arbeitete Fürst vor allem als Radiokommentator für den Rias und Voice of America in New York. 1994 erschien sein erstes Buch „Der Zigarrentöter“, und 1998 erhielt er für seine „Schnitzeljagd Berlin–New York“ gute Kritiken. „Viele Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg haben ihre Geschichten von Glück und Unglück zu erzählen“, schrieb Norman Mailer, „aber nicht sehr viele haben Peter Fürsts Sinn für Stil und Ironie. Er verwandelt das Drunter und Drüber des Krieges in eine wunderbare pikareske Unterhaltung.“

Nachzutragen ist noch, daß der in London lebende Historiker Eric Hobsbawm den Leipziger „Preis zur Europäischen Verständigung“ erhalten wird. Der mit 20.000 Mark dotierte Preis wird am 26. März zur Leipziger Buchmesse vergeben und soll sich als eine Art östliches Pendant zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels etablieren. Einen mit 10.000 Mark dotierten Anerkennungspreis erhält der kroatische Verleger Nenad Popović.

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