: „Liebe taz...“ Tun viel für polnische Mitbürger –betr.: Kirchenabriß beschlossen, taz-Bremen vom 9.1.99
Sie schreiben, daß der Kirchenvorstand von St. Hedwig beschlossen hat, die Laurentius-Kirche abzureißen. Richtig ist, daß der Kirchenvorstand beschlossen hat, das Grundstück an der Stellichter Straße der Caritas Bremen auf Erbpacht zu übergeben, damit dort ein Altenpflegeheim mit Kirche errichtet werden kann. Leider muß die jetzige Kirche geopfert werden.
Falsch ist auch, daß eine zehnköpfige Abordnung der Polnischen Mission hinauskomplimentiert wurde, und falsch ist, daß die Kirchenvorstandssitzung nur für deutsche Gemeindemitglieder offen war. Richtig ist, daß jede Kirchenvorstandssitzung nur für alle Mitglieder der Gemeinde St.Hedwig/St.Laurentius öffentlich ist, unabhängig von ihrer Herkunft und Nationalität.
Falsch ist, daß Frau Angela Panas als Deutsche an der Sitzung teilnehmen durfte. Richtig ist, sie durfte als Mitglied der Gemeinde an der Sitzung teilnehmen.
Falsch ist, daß Propst Ansgar Lüttel eine Ausweichkirche präsentiert. Richtig ist, daß der Propst nicht allein, sondern in Absprache mit Pfarrern und Gemeinderäten aller katholischen Gemeinden in Bremen eine Kirche sucht, wo die polnisch sprechenden Katholiken ihren Gottesdienst feiern können.
Zur Aussage von Herrn Jurek Kur: „Man will uns in Bremen nicht“, möchten wir folgendes anmerken: Wenn mit „uns“ die Mitglieder der Polnischen Mission gemeint sind, stimmt dies nicht, da, wie erwähnt, ernsthafte Bemühungen laufen, der Polnischen Mission einen neuen Gottesdienst zu vermitteln. Wenn mit „uns“ alle Menschen gemeint sind, die aus Polen kommen (sowohl Polen wie auch Spätaussiedler), möchten wir betonen, daß die Katholiken der Gemeinden im Bremer Osten zum großen Teil Übersiedler sind.
Die Kirchengemeinde St. Hedwig/St.Laurentius bemüht sich auf verschiedenen Ebenen, den Übersiedlern die Integration zu erleichtern und ihnen in Bremen ein neues Zuhause zu geben. Sowohl in den Gemeindegottesdiensten als auch in der Kinder-, Jugend-, Kranken- und Altenseelsorge bemühen wir uns, ihre besonderen Umstände zu berücksichtigen. Auch in den verantwortlichen Gemeindegremien engagieren sich Übersiedler/innen als gewählte Gemeindevertreter/innen. Außerdem steht die Kirche St. Hedwig jeden Montag Abend einer polnisch sprachigen Gebetsgruppe zur Verfügung. Zusammen mit dem Amt für Soziale Dienste Ost, dem Beirat Schwachhausen-Vahr und dem Verein für akzeptierende Jugendarbeit bietet die Gemeinde seit zwei Jahren einen offenen Treff für jugendliche Aussiedler/innen an.
Wir laden Sie ein, sich vor Ort über unseren Beitrag zur Integration zu informieren und sich davon zu überzeugen, daß auch ausländische Mitbürger/innen aus Eritrea, Ghana, Vietnam etc. in unserer Gemeinde einen Platz haben. Wir glauben, daß die polnischsprachigen Gläubigen traurig sind, aber auch die deutschsprachigen Christen, die Laurentianer, sind sehr traurig. Viele von ihnen haben mitgeholfen beim Aufbau dieser Kirche und haben Opfer gebracht. Aber sie wissen auch, daß nur dadurch das Kirchenzentrum St. Laurentius erhalten werden kann.
Pfarrleitungsteam St. Hedwig
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen