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Tödlicher Irrtum bei Braun

■ Weil Infusionslösungen falsch etikettiert waren, starben in Belgien zwei Frühgeborene

Brüssel/Kassel (dpa/AP) – Zwei zu früh geborene Kinder sind in einer Klinik im belgischen Leuven vermutlich durch ein falsch etikettiertes Medikament vergiftet worden und gestorben. Der Hersteller, das nordhessische Pharma-Unternehmen B. Braun Melsungen AG, rief daraufhin die ganze Charge mit insgesamt 135.000 Ampullen zurück, die bereits im September 1997 auch nach Deutschland, Luxemburg und in die Slowakische Republik verkauft worden war. Das Unternehmen hält „menschliches Versagen“ im Verpackungsbereich für eine mögliche Ursache für die Verwechslung, einen technischen Fehler schloß es aus.

Gesundheitsminister Marcel Colla richtete ein Krisenzentrum ein und informierte die Krankenhäuser des Landes sowie die EU- Partner. Die Ermittlungen der Behörden dauerten am Wochenende an.

Die Behälter enthielten statt einer Glucoselösung das für Kleinkinder giftige Kaliumchlorid und stammten aus einem 60er-Paket, das von B. Braun an die Klinik geliefert worden war. Der Hersteller erklärte, bis zum Samstag habe es keinerlei Beanstandungen zu dem Produkt gegeben, dessen genaue Chargenbezeichnung für Deutschland 7344 C 16, für Belgien 97 H 21 C lautet. Da es häufig verwendet werde, sei davon auszugehen, daß die betreffende Lieferung inzwischen aufgebraucht sei. Tatsächlich waren bis Sonntag nur zehn weitere Ampullen aufgetaucht.

Das Unternehmen war nach eigenen Angaben am Samstag nachmittag davon informiert worden, daß die beiden Kinder nach Infusionen mit der vermeintlichen Zuckerlösung in der gleichen Klinik an Herzversagen gestorben waren, das erste bereits am Donnerstag.

Die Ärzte hatten erst Verdacht geschöpft, als das zweite Kind unter den gleichen Bedingungen starb. Erst die Obduktion brachte Gewißheit. „Wir sprechen von einem Produkt mit einem anderen Etikett, in anderer Verpackung, das von der Firma auf diese Weise geliefert wurde und nicht von anderen Ampullen unterschieden werden konnte“, verteidigte Klinikdirektor Bart Van Daele seine Mitarbeiter. Es sei unmöglich, in einem Krankenhaus jede einzelne Ampulle oder Tablette auf ihre Inhaltsstoffe zu untersuchen.

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