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Waffenruhe gescheitert

■ Sierra Leones Regierung lehnt die von den Rebellen angebotene Waffenruhe ab

Freetown (dpa/rtr) – Ab heute abend sollten in ganz Sierra Leone die Waffen schweigen: Das hatten die Rebellen von der Revolutionären Vereinigten Front (RUF) angeboten. Die Regierung in Freetown will die einseitig ausgerufene Waffenruhe der RUF nicht akzeptieren. Sierra Leones UN-Botschafter in New York, Sylvester Row, sagte gestern gegenüber der BBC, man werde den RUF-Rebellen keine Zeit geben, um sich innerhalb einer einwöchigen Waffenruhe neu zu formieren.

Unwahrscheinlich ist auch, daß es zu Verhandlungen kommen wird. Denn entgegen anderen Aussagen eines Rebellensprechers halten die Aufständischen nun doch an ihrer Vorbedingung fest, daß zunächst der wegen Putsches zum Tode Verurteilte RUF-Führer Foday Sankoh freilassen werden müsse.

In Sierra Leones Hauptstadt Freetown blieb es am Wochenende weitgehend ruhig, während nur wenige Kilometer außerhalb der Metropole wieder heftig gekämpft wurde. Beobachter meldeten Gefechte zwischen den RUF- Rebellen sowie Soldaten der Regierung und der westafrikanischen Eingreiftruppen Ecomog östlich von Freetown. Die Rebellen seien weiter von der Hauptstadt abgedrängt worden.

Die Eingreiftruppe hat ihre Soldaten aus dem Nachbarland Liberia abgezogen. Beobachter gehen davon aus, daß die Truppen nach Sierra Leone verlegt werden sollen, um dort eine Großoffensive gegen die Rebellen zu starten. Inzwischen ist auch ein britisches Kriegsschiff in Freetown eingelaufen. Der genaue Einsatzbefehl wurde von der britischen Regierung noch nicht bekanntgegeben.

Unterdessen verschlechtert sich die humanitäre Situation in der Hauptstadt drastisch. Nachdem die Bevölkerung tagelang ohne Nahrung und frisches Wasser ausharren mußte, ist sie nun auf die Versorgung durch Hilfsorganisationen angewiesen. Hunderte von Menschen standen nach Augenzeugenberichten auf der Straße Schlange, um etwas zu essen zu bekommen. Die Krankenhäuser benötigen dringend Medikamente und Verbandsmaterial.

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