: Selbstkontrolle macht's besser
■ Regelmäßig nachgucken: Neues Projekt der Hamburgischen Pflegegesellschaft soll die Dekubitus-Rate senken
Die Vorsitzende des Bundesverbandes privater Altenheime und ambulanter Dienste (bpa) Anja Zschemisch griff zu drastischen Ausdrücken: „Es kann nicht sein, daß ein ganzer Berufsstand in den Dreck gezogen wird“, scholt sie die versammelten MedienvertreterInnen für ihre Berichterstattung über den „Hamburger Pflegeskandal“. Um die Debatte über Dekubitus (Wundliegen) bei Pflegebedürftigen zu „versachlichen“, präsentierte die Dachorganisation „Hamburger Pflegegesellschaft“ (HPG), der auch der bpa angehört, gestern ihr Projekt „Qualitätssicherung in der Dekubitus-Prophylaxe“.
Ab April – so die Planung – sollen die rund 30.000 professionell gepflegten bettlägerigen PatientInnen in Hamburg alle drei Monate auf Dekubitus untersucht werden. Die PflegerInnen übertragen die Daten in ein Schema, das anschließend von Quant, einer Tochtergesellschaft des Dachverbandes „Hamburgische Krankenhausgesellschaft“, ausgewertet wird. Das zweijährige Projekt wird unter anderem vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung, dem Landes-Seniorenbeirat und der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales unterstützt. Rund 100 Pflegeheime und -dienste haben ihre Teilnahme zugesagt.
Ziel der Untersuchung, so HPG-Geschäftsführer Jens Stappenbeck, sei es, Daten über die Größe des Problems zu gewinnen und einen „Wettbewerb um Qualität“ unter den Pflegeeinrichtungen zu fördern. „Die Pflegeversicherung mit ihrer Abrechnung nach Einzelleistung hingegen“, so Stappenbeck, „fördert vor allem die Konkurrenz ums Geld.“ Außerdem gehe es der HPG „natürlich“ auch darum, die Anzahl der Dekubitus-Fälle zu senken, „gleich welche Höhe sie nun tatsächlich haben“.
Hintergrund des Projektes – wie auch des Pflegeskandals – sind Untersuchungen des Rechtsmedizinischen Instituts des UKE, nach denen 20 Prozent der verstorbenen Bettlägerigen Dekubiti aufwiesen. „75 Prozent aller Pflegebedürftigen werden aber von Angehörigen betreut“, betonte Stappenbeck. Zudem habe eine aktuelle Nachuntersuchung des UKE nur noch eine Rate von zwei bis vier Prozent Dekubitus-Kranken ergeben.
Heike Dierbach
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