: Gert Postels steile Karriere
– Gert Postel wird am 18. Juni 1958 in Bremen geboren.
– Nach dem Hauptschulabschluß beginnt er Mitte der siebziger Jahre eine Ausbildung zum Postboten. Danach trägt Postel eine Zeit lang Briefe aus, was ihm aber schnell langweilig wird. Er arbeitet für fünf Monate bei einer Sparkasse, dann zwei Monate in einem Architektenbüro. Im September 1982 folgt dann der Karrieresprung: Als Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy wird Postel Amtsarzt in Flensburg. Als solcher widmet er sich vorwiegend dem psychiatrischen Dienst.
– Anfang April 1983 muß er seine Amtsarztstelle aufgeben. Der Schwindel fliegt auf – allerdings nur deshalb, weil jemand sein verlegtes Portemonnaie findet und damit auch die Ausweise: einer ist mit seinem richtigen Namen Postel, der andere auf den Namen Clemens Bartholdy ausgestellt.
– 1984 wird Postel wegen fortgesetzter Urkundenfälschung, mißbräuchlichen Führens akademischer Titel und der Fälschung von Gesundheitszeugnissen zu einem Jahr Haft verurteilt. Das Urteil wird zur Bewährung ausgesetzt. Grund für die Milde der Richter: Die Opfer hätten es ihm gar zu leicht gemacht.
– 1987 ruft Postel als Dr. Wagner bei Björn Engholm an und eröffnet dem schleswig-holsteinischen Oppositionsführer, er habe sich bei einer HIV-infizierten Person angesteckt. In der Barschel-Affäre soll Postel eng mit Reiner Pfeiffer zusammengearbeitet haben.
– Anschließend setzt Postel seine medizinische Karriere fort: Er übernimmt verschiedene Stellen als Arzt, unter anderem in der Eubios-Klinik von Julius Hackethal.
– 1990 empfängt Papst Johannes Paul II. Postel zur Audienz im Vatikan. Jesuiten in Frankfurt am Main hatten zwischen dem Kirchenoberhaupt und dem angeblichen Theologiestudenten Postel vermittelt.
– 1993 kommt Postel in psychiatrische Behandlung an der Berliner Charité.
– Im November 1995 tritt „Dr. Postel“ seinen Dienst in der Psychiatrischen Landesklinik Zschardraß in Sachsen an.
– Das sächsische Kabinett billigt im Juli 1997 eine Vorlage, die Dr. Postel zum neuen Chefarzt im sächsischen Arnsdorf macht. Zuvor hatte Sozialminister Hans Geißler Dr. Postel zum halbstündigen Vorstellungsgespräch geladen.
– Am 10. Juli 1997 fliegt der Schwindel auf. „Dr. Postel“ kann untertauchen.
– 12. Mai 1998: Verhaftung in Stuttgart.
– 20. Januar 1999: Prozeßbeginn gegen Postel in Leipzig.
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