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Erst fusionieren, dann privatisieren

■ Norwegen und Schweden legen staatliche Telekomgesellschaften zusammen. Gemeinsamer Angriff auf den europäischen Markt geplant

Stockholm (taz) – Im Norden lauert ein neuer Telekomgigant darauf, in den europäischen Markt einzubrechen. Am Mittwoch gaben die Regierungen in Oslo und Stockholm bekannt, daß die letzten staatlichen Telefongesellschaften in Europa, die bislang selbständige norwegische Telenor und die schwedische Telia, fusionieren werden. Der Zusammenschluß ist ein Zwischenschritt zu einem in beiden Ländern umstrittenen Coup: Das fusionierte Unternehmen soll erst zu einem Drittel teil-, dann vollständig privatisiert werden.

Beide Unternehmen haben zusammen über 50.000 Angestellte und einen Börsenwert von umgerechnet 40 Milliarden Mark. Ihr Börsengang – vermutlich Ende dieses Jahres – wird eines der größten Aktiengeschäfte bislang in Skandinavien starten. Für beide Unternehmen, die einen großen Teil ihrer einstigen Monopolmacht in den liberalisierten Telekommunikationsmarkt Skandinaviens hinüberretten konnten, hatten sich bereits die amerikanische AT&T und British Telecom interessiert. Eine engere Zusammenarbeit, gerade mit British Telecom, ist für Telia/Telenor weiter interessant. Audun Iversen, Börsenanalytiker der Norske Bank: „Jede für sich waren sie zu klein für den Markt, der sich raketenartig entwickelt. Auch zusammen brauchen sie noch mindestens einen großen europäischen Partner, um im Wettbewerb bestehen zu können.“ Neben ihrem Heimatmarkt haben sich Telia/Telenor bisher vor allem Richtung Osten, ins Baltikum und nach Rußland, orientiert. Telenor hat sich über Viag-Intercom auch in Deutschland engagiert.

Weniger die europäische Konkurrenz als die Angestellten werden die Fusion zuerst zu spüren bekommen. Als „Fusionsgewinne“ wird vor allem die Einsparung von Arbeitsplätzen gewertet. Die Osloer Tageszeitung Dagbladet berichtete bereits, eher Tausende als Hunderte Mitarbeiter sollten entlassen werden. Einen ersten Fusionsversuch hatten Telia und Telenor schon im Februar 1998 gestartet. Damals war man an „kulturellen“ Problemen gescheitert: Man konnte sich über solch entscheidende Fragen wie die Lage des Firmensitzes und die Nationalität des obersten Chefs nicht einigen, und beide Partner warfen dem jeweils anderen „Großmachtallüren“ vor. Die zwischenzeitlich weiter gewachsene Konkurrenz auf dem Telekommarkt hat offenbar die Bedeutung solch kleinkarierter Streitfragen mittlerweile vermindert. Reinhard Wolff

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