: Antworten auf Letzte Fragen
Was kommt nach der Postmoderne? (16.1. 98)
Möglich scheint manches: 1. Der Soziologe Ulrich Beck postuliert (!) schon 1985 die „Postpostmoderne“, aber es guckt wieder mal kein Schwein. Eckhard Henscheid kontert schlau mit „Postfestum“, bleibt jedoch ansonsten eher diffus. Michael Rutschky wiederum sieht in der „Postmoderne schlicht die Vormoderne“, es käme demnach in der Folge mal wieder zur Moderne oder so. Sicher ist nur, daß in Kürze irgend jemand die „Generation 2000“ erfinden wird – wahrscheinlich Mathias Horx in seinem Trendlabor.
2. Diedrich DiederichsenMichael Kischel, Essen
Oliver.Stomorowski & Kuzmanovic, Hamburg
Nach der Postmoderne kommen Faxmoderne und E-Mail-Moderne. Das weitere wird sich finden.Dr. Heribert Illig, Gräfelfing
Das Vorfinale.Werner Bußmann, Geeste
postmortal. Jedenfalls in „Die neue deutsche Rechtschreibung“ vom Bertelsmann Verlag.Martin Hoos, Hamburg
Bruno Latour (1995) entgegnet ihr, wir seien nie modern gewesen, und entzieht sich somit geschickt der Suche nach einem post der Postmoderne. Werden die oft als Kennzeichen der Postmoderne verwendeten Attribute einer allgemeinen Beliebigkeit, eines „anything goes“, ernst genommen, so wird auch die Frage nach dem „danach“ beliebig. Frederic Jameson hingegen hat bereits 1984 die Postmoderne als kulturelle Dominante bezeichnet, die mit einer radikalen Neuerfindung linker Politik von innen heraus einhergeht. Auf diese radikale Neuerfindung warten wir immer noch und müssen uns daher die Frage noch nicht stellen. Dennoch steht sie im Raum und spiegelt die akribische Suche nach einer Zukunft wider, auch wenn wir die Verhältnisse der Postmoderne noch lange nicht ergründet oder gar überwunden haben.
Auf der Wahrheit-Seite vom 16.1.99 stieß ich dann auf eine gedankenbeflügelnde Überschrift: „Die Renaissance der Regionalen“. Alles erlebt momentan scheinbar eine Renaissance, die Bahnhöfe, die Innenstädte, die Region u. v. m. Das Re findet sich im übrigen auch in den Schlagwörtern Reorganisation, Restrukturierung, Revitalisierung, Reterritorialisierung, und dieser Satz ließe sich beliebig (wir sind ja schließlich postmodern!) fortsetzen. Vielleicht kommt also nach der Postmoderne die Renaissance der Moderne oder die Remoderne? Remoderne reimt sich allerdings auffällig auf Prämoderne, womit wir wieder bei Latour angekommen wären. Warten wir es doch einfach ab!Anke Strüver, Hamburg
Die Telekom-Moderne. Aber die ist noch in der Präantike.Klaus Bailly, Solingen
Tatsächlich scheint die Postmoderne seit der Verwandlung der Deutschen Bundespost in die Deutsche Post AG ihrem Ende zuzuneigen. Die Anzahl der neu erstellten, modernen Postgebäude hat sich seither erheblich verringert. Andererseits ist eine deutliche Entwicklung hin zur Bahnmoderne zu beobachten. Die Bahnhofsprojekte wie z. B. Bahnhof 21, der Hauptbahnhof Dortmund, der ICE-Bahnhof Frankfurter Flughafen, der Expo-Bahnhof in Hannover, der Lehrter Bahnhof und der Bahnhof Papestraße in Berlin weisen deutlich in diese Richtung. Was allerdings nach der Bahnmoderne kommen wird, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Schon wird in Fachkreisen vor einer möglichen Telekom-Moderne gewarnt.Gerhard Drexel, Berlin
Die Nonpräantike.Margot Brünner, Reichertshofen
Warum steht der Globus nicht andersherum, bzw. warum ist Europa oben, Afrika unten u.s.w ? (16. 1. 99)
Das liegt wohl in erster Linie daran, daß die meisten Globushersteller ihren Sitz in den USA, Kanada und Europa haben, also auf der Nordhalbkugel. Auch kommt die Mehrzahl der KartographInnen und GeodätInnen aus der nördlichen Hemisphäre, was sicherlich dadurch bedingt ist, daß durch das sogenannte Nord-Süd- Gefälle mehr Menschen der Nordhalbkugel die Möglichkeit haben, ein solches Fach zu studieren oder an der Gestaltung der Globen mitzuwirken. Daher haben fast alle Globen das amerikanisch-europäische Weltbild, und Europa ist oben und Afrika unten.
Nur wenige Globen werden in Australien, Neuseeland, Südamerika oder anderen Teilen der Südhalbkugel produziert – auf diesen Globen ist dann jedoch alles andersherum. Doch selbst auf der Südhalbkugel werden noch Globen nach unserem Weltbild hergestellt, da es auch bei den Globusherstellern multinationale Konzerne mit Sitz in den USA gibt. Aber ein wirklich guter Globus läßt sich sowieso mühelos ganz herumdrehen.Katharina Menge, Kiel
Ist doch ganz klar: Sonst könnte man die Ländernamen nicht mehr richtig lesen. Hanno Sagebiel, Potsdam
Alle Versuche, ihn andersherum zu stellen, mußten scheitern, weil er dort keinen Fuß hat.Gerd Neurath, Saarbrücken
Weil Martin Behaim, von dem ja bekanntlich der älteste deutsche Globus stammt, an die vielen Schulkinder dachte, die seine und anderer Entdecker Reisen sowie die Wege der Kolonialisation studienhalber „mit dem Finger auf der Landkarte“ verfolgen müssen. Vom oben liegenden Ausgangspunkt Europa auf dem Ball mit dem Finger abwärts und seitwärts zu rutschen ist motorisch viel einfacher, als sich seinen Weg von unten nach oben zu bahnen.Uta Eckensberger, Saarbrücken
Gott schuf Himmel und Hölle. Den Himmel oben, wie man mit einem Blick feststellen kann, die Hölle unten, die wird man aber erst später sehen. Im Himmel leben die Guten, in der Hölle die Schlechten. Damit sind die Richtungen schon einmal festgelegt. Die schlauen Europäer wußten das natürlich, als sie darangingen, den Globus zu entwerfen und sich oben hinzusetzen. Dazu kam, daß nach dem geozentrischen Weltbild das egozentrische vorherrschte. Die Menschen wollten einen Globus nicht, um zu sehen, wo die anderen lebten, sondern alleine um zu sehen, wo sie lebten. Die Europäer wollten daher einen Globus, auf dem sie sich oben befanden, und eben keinen, auf dem sie sich erst lange in der Hölle hätten suchen müssen.
Nach außen hin gaben sie dies natürlich nicht zu, sondern argumentierten, es gäbe dafür rein wissenschaftliche Gründe – wie z. B. den, daß man Afrikanern die größere Nähe zur Hölle ja schon an der verkohlten Haut ansehe. Seltsamerweise glaubte man ihnen und baut seither den Globus so rum und nicht andersherum.Jesus Jaguda, Bergisch Gladbach
Wofür die Prise Salz in der Süßspeise? (16. 1. 99)
Salz bindet Wasser und schützt die Süßspeise damit vor dem Austrocknen.Thomas Mahn, Wehrheim
Wovor haben Heiden Angst? (9. 1. 99)
1. Vor den Missionaren.
2. Die Heiden sind bekanntlich eine Erfindung der Christen. Und diese haben wahrscheinlich ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Feindbild. Sie glauben sich überlegen, weil ihr eigener Gott ihnen empfohlen hat: „Fürchtet euch nicht!“ Angst haben nur die Gottlosen. Andererseits denke ich, neiden die Christen den Heiden ihren Heidenspaß. So was gönnen sie sich nämlich nicht. Weil: was so richtig Spaß macht, ist bestimmt Sünde.Hermann Krekeler, Hanstedt
Vor Christen. Und das aus gutem Grund.Reinhard Bongers, Neresheim
Vor der Missionars(nach)stellung!Godwin Gabert, Berlin
Vergeht die Zeit schneller oder langsamer, wenn man eine Armbanduhr trägt? (24. 12. 98)
Situationsbezogen vergeht sie mit Armbanduhr sinnvoller, also schneller. Beispiel: Neulich abends hatte die Straßenbahn 10 Minuten Verspätung. Durch meine Armbanduhr wußte ich, daß ich zwei Minuten vor dem regulären Abfahrtstermin an der Haltestelle stand, und so wartete ich die insgesamt 12 Minuten ab. Ohne Uhr wäre ich nach ca. 10 Minuten Warten in die Kneipe an der Ecke gegangen, um mich 20 Minuten aufzuwärmen und die nächste Straßenbahn zu nehmen, weil ich dann geglaubt hätte, die davor knapp verpaßt zu haben. Die 20 Minuten in der Kneipe wären wahrscheinlich schneller vergangen als die 10 Minuten an der Haltestelle. Um das neuerliche Warten wäre ich aber auch bei der nächsten Straßenbahn nicht herumgekommen.Tilmann Luppold, Mannheim
Wie intelligent sind Computer? (5. 12. 98)
Um die Intelligenz von Computern festzustellen, greift man für gewöhnlich, insbesondere wenn man zu den begeisterten Anhängern der KI (Künstliche Intelligenz) gehört, zum Turing-Test. Benannt ist er nach dem genialen britischen Mathematiker Alan Turing, der im Zweiten Weltkrieg entscheidend mithalf, die deutsche Enigma zu entschlüsseln. Der Test geht so: Man setzt einen Menschen in einen Raum und läßt ihn über eine Computerleitung kommunizieren, z. B. mittels Fragen und Antworten. Wenn sich der Proband fragt, ob er wohl mit einem anderen Menschen oder mit einem Computer kommuniziert, und dies nicht entscheiden kann, ist dieser Computer als intelligent zu bezeichnen. Leider wird dabei immer übersehen, daß man mit diesem Test lediglich die Intelligenz des Probanden und nicht die des Computers mißt.
Als intelligent ist ein Computer erst dann zu bezeichnen, wenn sich der Computer seinerseits fragt, ob er mit einem Menschen oder einem anderen Computer spricht (Warnkes Kriterium). Als sehr intelligent kann man einen Computer bezeichnen, wenn er dafür einen gültigen Test entwickelt.Marcus Warnke, Lüneburg
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