: Schweres Erdbeben in Kolumbien
■ 50 Sekunden lang bebte die Erde mit Stärke sechs auf der Richterskala. Retter befürchten, daß noch mehrere tausend Tote unter den Trümmern ihrer Häuser verschüttet sind. Städte sind zerstört, Regionen von de
Bogotá (dpa/AFP/taz) – Beim schwersten Erdbeben in Kolumbien seit 16 Jahren sind möglicherweise über 2.000 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der am schwersten betroffenen Stadt Armenia starben nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens 325 Menschen. Ein Feuerwehr-Sprecher der Stadt sagte gestern, den Zerstörungen zufolge könnten unter den Trümmern jedoch noch etwa 2.000 Tote begraben sein. Über zehntausend Menschen sind durch das Beben obdachlos geworden. Die EU-Kommission hat Kolumbien eine humanitäre Soforthilfe von einer Million Euro (1,96 Millionen Mark) zugesagt.
Das Beben der Stärke 6 auf der Richterskala hatte das westlich von Bogotá gelegene Cauca-Tal etwa 50 Sekunden lang erschüttert. Von dem Beben waren am Montag mittag um 13.22 Uhr Ortszeit insgesamt 17 Ortschaften betroffen. Die Großstadt Armenia mit 350.000 Einwohnern ist zu einem großen Teil zerstört.
Luftaufnahmen des kolumbianischen Fernsehens machten das verheerende Ausmaß der Schäden klar. Auch in der Nachbarstadt Pereira, 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Bogotá, richteten die Erdstöße erhebliche Schäden an. Über die Städte Armenia und Pereira wurde eine Ausgangssperre verhängt, um Plünderungen zu verhindern. Schwer betroffen sind auch die Ortschaften Calarca, Circasia, Pijao und Montenegro.
„Wir wurden von der Stärke dieses Erdbebens überrollt“, sagte der kolumbianische Zivilschutz- Chef Alberto Parra. Der Ausgangspunkt des Bebens, sagen die Wissenschaftler des Nationalen Seismologischen Institutes, habe weniger als 32 Kilometer unter der Erdoberfläche gelegen – wesentlich höher als üblich. Aufgrund seiner geologischen Lage wird Kolumbien immer wieder von Erdbeben heimgesucht.
Präsident Andrés Pastrana verschob eine Europaeise und begab sich ins Katastrophengebiet, um die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. In den Krankenhäusern fehlte es an Blutkonserven und Spezialinstrumenten. Ein Nachbeben erschwerte die Bergungsarbeiten.
In beiden Großstädten, in denen zusammen etwa 800.000 Menschen leben, spielten sich dramatische Szenen ab. Eine Feuerwache stürzte in einem der am schwersten betroffenen Stadtteile ein, so daß es an technischem Gerät fehlte. Retter versuchten mit bloßen Händen, Verschüttete zu befreien. In Pereira, wo Feuer ausbrach, wurde der Strom abgeschaltet, um weitere Brände zu verhindern. In Flugzeugen und Helikoptern wurden Schwerverletzte nach Bogota, Medellin und Cali geflogen.
Das Epizentrum lag in der Nähe der Ortschaft Obando im Cauca- Tal, 220 Kilometer westlich von Bogotá. In dem Tal wird vor allem Kaffee angebaut. Aus den kleineren Ortschaften des Tals gab es zunächst keine zuverlässigen Informationen. Dort sollen ganze Dörfer zerstört worden sein. Das Telefonnetz in der Region ist zum großen Teil ausgefallen.
Infolge des Erdbebens sind die Kaffeepreise an der Londoner Terminbörse gestern in die Höhe geschnellt.
Die Kurse für Robusta-Kaffee aus Asien und Afrika stiegen – je nach Liefertermin – um 17 bis 38 Dollar (zwischen 28 und 64 Mark) auf Preise von etwa 1.750 Dollar je Tonne.
Obwohl die Erdbebenschäden an den kolumbianischen Kaffeeplantagen noch nicht bekannt seien, werde doch ein Rückgang der Produktion befürchtet, sagte Börsenanalyst Mickey Donovan.
In Kolumbien wird die hochwertige Kaffeesorte Arabica angebaut. Für die Kaffeebörse in London gelten jedoch die Robusta- Preise als Leitkurse.
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