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Herrschaftsfreier Diskurs Von Susanne Fischer

„Guten Tag! Sie auch hier? Was für eine Überraschung! Ist ja gar nicht unser Tag heute, aber ich, ich habe ja Urlaub, das heißt, eigentlich bin ich krank, aber ich habe doch lieber Urlaub, hatte ich noch vom letzten Jahr, Überstunden auch, und jetzt das da. Sehen Sie das da? Na, jetzt ist es ja weg, man sieht nichts mehr. Ich bin seit sechsundzwanzig Jahren da, da kann ich schon mal Urlaub – Es mußte weg, weggenommen, hatte ich gar nicht gedacht, ich war wegen was ganz anderem, wegen dem da. Dem braunen, sehen Sie das? Ist aber ganz harmlos, aber dieser Pickel da am Mund, hat sie gleich gesagt, Frau Braunekrickau, hat sie gesagt, den müssen wir schneiden. Wie? Ach, seit Jahren bin ich da, na, wie heißt sie noch, am Neumarkt. Weil meiner war mal krank und dann war er auch immer so komisch. Mein Schwiegersohn ist auch Arzt, der ist aber nicht hier, sondern in Osnabrück, ja? Also meiner – nein, der Schwiegersohn ist HalsNasenOhren, der kann das nicht, und wie gesagt, in Osnabrück, schöne Stadt übrigens, obwohl: ich war ja traurig, als meine Tochter von hier weg, aber Gertrud ihre ist nach Brasilien, das ist noch schlimmer. Gertrud Hebenstedt, natürlich kennen Sie die, warten Sie mal, die hatte es immer so mit dem Rücken und ihr Mann war bei der Post. Die Post ist ja auch nicht mehr, was sie mal war. Meine kommt jetzt erst nachmittags. Da kann ich sie auch gleich selber schreiben. Also meiner war immer so komisch, wie ich es so an die Beine hatte, beinahe wäre ich an Blutvergiftung. Schön, wenn nur Frauen hier sind, obwohl ich dienstags nicht mehr komme, die reden mir da zu viel und das ist auch nichts. Ist ja immer irgendwas. Wie ich es also an die Beine hatte, nee, ich glaube bei der Bahn war der, Gertruds Mann. Und sie hatte was an den Füßen. Deshalb kommt sie ja nicht mehr. Mit der Bahn stimmt auch nicht immer alles. Na, da war der immer so komisch und hat mir was verschrieben, wo die Tochter von Inge – wie? Die ist Hebamme, nein, die Tochter, nicht Inge. Inge ist doch bei Dettmer an der Kasse, also die hat gleich gesagt, das taugt nichts, Uschi, laß dir das gesagt sein, und dann hatte ich ja auch die Blutvergiftung. Hatte der Sohn von Karin auch mal, oder war das ihr Neffe gewesen? Ach nee, der hatte es an den Ohren so schlimm, der mußte dreimal operiert werden, na, ich bin jetzt ja auch geschnitten worden. Wenn das Pflaster weg ist, sieht man eigentlich gar nichts, die ist ja so gut, soll ich mal, eben das Pflaster wegmachen? Mein Gott, ist die gut, und Inge kommt nicht mehr wegen ihrem Knie, die hatte da was, aber ich glaube, das war harmlos oder jedenfalls beinahe. Ich hatte nämlich mal was Ähnliches, aber das war was ganz anderes. Aber von der Inge ihr Mann, der hatte eine Furunkel am Archimedes, peinlich, ist ja egal, unten sehen sie ja doch alle gleich aus. Na, ist doch wahr. Also diese ist jedenfalls ganz großartig, ich hatte ja solche Angst, nein, Krebs ist es nicht, aber es mußte geschnitten werden, ich hatte schon stundenlang, was sage ich, wochenlang Angst, aber sie ist so gut. Bei meinen Beinen, wie ich es da so hatte, das hätten sie sehen sollen, ich konnte ja kaum noch laufen. Sieht man jetzt aber leider gar nicht mehr, ist weg.

He Sie da, was machen Sie eigentlich die ganze Zeit mit dem Notizblock? In der Sauna??“

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